August 2006



Manitoulin Island

Nachdem wir ja ausnahmsweise schon einige Tage früher, als mit Barbara und Wolfgang vereinbart, auf der Insel Manitoulin eingetroffen waren, kam am Nachmittag des 1. August die deutsche SY Momo in die Bucht des Campgrounds Bartman's eingelaufen. Beim Anblick der Segelyacht spürten wir sehr (ich vor allem), wie mehr wir doch Blauwassermenschen, als Cämperleute sind.

Die deutsche Momo, von Barbara und Wolfgang, vor Anker.

Nach einer sehr herzlichen Begrüssung unserer Freunde, ging es ans Austauschen der letzten Neuigkeiten, hatten wir uns doch seit dem letzten November nicht mehr gesehen und demzufolge doch einiges nach zu holen. Als wir, natürlich unter vielem anderen, von Ihnen zu hören bekamen, dass Sie fest eingeplant hätten, auf den Great Lakes oben zu überwintern, um auf uns zu warten, waren wir sehr gerührt. Die Vorstellung, unsere Blauwasserreise im nächsten Jahr wieder gemeinsam mit den Beiden weiter zu führen, freute uns ungemein!

Die, für dieses Treffen eingeplante Zeit, verging wie im Fluge und nach einer Woche hiess es leider, wiederum Abschied nehmen. Ein letzter, wehmütiger Blick auf das Segelboot und nachdem die nicht zu vermeidenden weiblichen Tränen versiegt waren, setzten wir unsere Landreise Richtung Michigan/USA fort.

Hier doch auch noch ein Wort zu Manitoulin Island. Sie liegt im Huronsee und gehört zur kanadischen Provinz Ontario, ist mit 2766 km² größer als Luxemburg und die grösste in einem Süsswassersee gelegene Insel der Erde (Binneninsel). Auf der Insel gibt es insgesamt über 80 Seen, von denen einige wiederum kleine Inseln enthalten. Die historische Inselstadt Manitowaning, gegründet 1837, war die erste europäische Siedlung auf der Insel.

Gruppenbild der MOMO-Crews

Internetcafé vor unserem MOMObil.Blauwassertreffen bei Reg und Sharon.Es hat nicht immer nur Sonne.Eis am Stiel auf der Stange.


 

 

 





Pow Wow

Als wir das Zusammentreffen mit unseren Freunden von der Deutschen Momo festlegten, versuchten wir, dies unbedingt dem Datum des alljährlich stattfindenden Treffens der Indianer auf Manitoulin Island, anzupassen. Wenn wir im Vorfeld manchmal mit einigen Kanadiern, über unseren geplanten Besuch des Pow Wow gesprochen hatten, rümpften diese durchwegs die Nase und hatten für uns Europäer meistens nur ein mitleidiges Lächeln übrig. In diesen Momenten spürten wir sehr deutlich, dass dort die indianische Bevölkerung heute immer noch für nicht gleichwertig angesehen wir.


Die beiden Segler, Reg und Sharon, ein Kanadier und seine amerikanische Frau, welche diesen Sommer auf einem Campingplatz auf Manitoulin Island verbrachten, anerboten sich spontan, uns alle zusammen in Ihrem grossen Truck nach Wikwemikong zu chauffieren. Dort fand am 5./6./7. August das 46. Annual Cultural Festival statt.

Ein Pow Wow ist ein Volksfest der Native American (der nordamerikanischen Indianer) und besteht hauptsächlich aus Musik und Tanz. Die Vorläufer der heutigen Pow Wows entstanden ca. 1850 bei den Ponca und Omaha, als öffentliche Veranstaltungen von Kriegergesellschaften. Der Zweck dieser Veranstaltungen lag unter anderem in der Stärkung der Gemeinschaft in psychischer und sozialer Hinsicht. Dies geschah durch die Entwicklung einer eigenen Identität der Gesellschaft in allen Bereichen des traditionellen Lebens und dem bewussten Umgang damit. Nach Innen schuf man sich eigene Grundsätze, die man bei bestimmten Anlässen in der Öffentlichkeit demonstrierte. Deshalb wiesen diese Veranstaltungen früher militärische, religiöse, soziale, wirtschaftliche, rechtliche, didaktische, kulinarische, künstlerische, unterhaltende und andere traditionelle Aspekte auf. Es war und sind es heute noch, typische indianische Volksfeste.
Die alten Bestandteile des Volksfestes wurden beibehalten und weiterentwickelt. Dadurch wurden sie in einigen Teilen vereinfacht und in anderen komplexer.



 

 

 

 

 



Der Zweck von Pow Wows besteht heute darin, der indianischen Allgemeinheit ein besseres Leben zu ermöglichen. Das geschieht durch Stärkung von Körper, Seele und Geist. Für ein gutes Leben ist es bei Pow Wowleuten immer noch wichtig, bewusst nach den alten Regeln seine eigene Identität zu Leben. Auf den Pow Wows geschieht das beispielsweise durch Trachten, Abzeichen, Symbole, Tänze, Rituale, Rechtsakte, Zeremonien, Ehrungen, Speisen, Sprache, Lieder, Gebete, Geschichten, Anekdoten, Witze, Kunst, Spiele, Sport usw. usw.
Pow Wows sind also heute in erster Linie ein komprimiertes Abbild der traditionellen Lebensweise der Ureinwohner der nordamerikanischen Plains und Prärien.

Hier wird wie in Trance gesungen ....

.... und kräftig die Trommel geschlagen.
Das traditionelle Teepee wird heute durch ein modernes Zelt ersetzt.

Blauwassersegler als beeindruckte Zuschauer.

Je mehr ein Pow Wow den ursprünglichen Grundsätzen entspricht, um so besser ist die Qualität der Veranstaltung.
Ein Pow Wow kann nur wenige Stunden, oder bis zu mehreren Tagen dauern.
Es gibt immer verschiedene Arten von Tänzen mit verschiedenen Trachten. Jeder Tanz hat seine eigenen festen Regeln und seine eigene Entstehungsgeschichte. Die Musik wird live von Gruppen vorgetragen. Die Mitglieder einer Gruppe schlagen gemeinsam auf eine große Trommel und singen dazu traditionelle Lieder. Es gibt sehr viele verschiedene Pow Wowlieder mit speziellen Texten und Rhythmen, für die unterschiedlichsten Gelegenheiten. Jeden Tag werden angeblich immer noch neue Lieder komponiert.
Innerhalb einer Musik- und Tanzveranstaltung gibt es meistens Wettbewerbe. Sowohl die besten Musiker als auch Tänzer werden prämiert. Etliche Indianer, so sagt man, sollen heute ausschließlich von solchen Pow Wow-Prämien leben. Das kann ich mir aber nur sehr schwer vorstellen, sind diese Prämien doch recht bescheiden.

Rückblickend möchte ich doch festhalten, dass dieses Erlebnis für uns sehr eindrücklich, um nicht zu sagen ergreifend, gewesen war. Ob ganz alt, oder noch ein kleines Kind, die Hingabe der Teilnehmer beim Tanz war zum Teil überwältigend.
Die Stimmung und die Atmosphäre, welche über diesem Anlass schwebten, waren ganz einzigartig und hatten ihren Grund bestimmt nicht nur in den speziellen Gerüchen, welche die verschiedenen indianischen Küchenbuden verströmten.

 

 

Michigan

Der North Channel, unser Segelrevier für 2007.

Über die Mackinac Bridge zurück nach den USA.
Diese grosse Schleuse werden wir im nächsten Jahr mit der MOMO passieren.

Ein kleiner Teil der Skyline von Chicago, der dritt- grössten Stadt der USA.

Michigan, der Name stammt noch von den Indianern und heisst eigentlich grosser See. Diese Region ist in der heutigen Zeit mehr als der Geburtsort der amerikanischen Automobilindustrie bekannt. Michigan hat durch die Lage an den Großen Seen die längste Küste eines US-Bundesstaates, mit Ausnahme von Alaska und ist der Bundesstaat mit den absolut meisten Sportbooten. Ausser den vier Großen Seen gibt es in Michigan noch mehr als 11'000 kleinere Seen.
Nachdem wir die grosse Mackinac Bridge zwischen Kanada und den USA, welche mit seinen 8038 Metern eine der längsten Hängebrücken der Welt ist, passiert hatten, mussten wir uns zuerst nach einer Tankstelle umschauen.
Der Benzinpreis in Kanada ist doch noch um einiges höher, als derjenige in den Vereinigten Staaten. Bei den durstigen Automotoren hier in Übersee ist es sehr wichtig, dass man eine günstige Tankstelle findet und die aktuellen Benzinpreise immer im Kopf hat.
Es kann daher schon mal vorkommen, dass der Gallonenpreis (3,78 Liter) hier 3.15 $ und zwei Strassenzüge weiter nur noch 2.75 $ beträgt, was aber zurzeit immer noch sehr hoch ist!

Nackter Campingplatz auf einer Düne.

Wanderweg in den Dünen.Yvonne ist schon wieder am Suchen

Die einsame Rettungsstation.Nächstes Jahr werden wir hier mit der MOMO vorbeifahren.

 

 

 

 






Bronner's Christmas Wonderland

Über die U.S. Interstate 75 fuhren wir nun zwei Tage lang gegen Süden. Von Zeit zu Zeit tauchte am Strassenrand eine Reklametafel auf, welche unser Interesse weckte. Bronner's Christmas Wonderland in Frankenmuth, angeblich der grösste Weihnachtsmarkt der Welt. Na ja, Weihnachten im August, warum eigentlich nicht?

Eingang zum Westeingang.

Übergrosses Krippenspiel.
MOMObil und eine der grossen Weihnachtskugeln.

Ein Eingang, wie im Supermarkt.

Erster Blick nach links ........ und nach rechts.
Vollgestopft bis unters Dach
Kreuzfahrtschiffe ....

Vor dem Besuch bei Christian und Tammy hatten wir noch etwas Zeit übrig. Also, von der Interstate 75 weg und auf zu einem kleinen Abstecher nach Frankenmuth. Dort angekommen, sah es aus wie in einem kleinen bayerischen Städtchen, nur etwas gar überzeichnet, absolut auf Kitsch und Touristen eingestellt. Das Bronner's Christmas Wonderland-Gebäude konnten wir nicht übersehen. Dort könnte man echt drei Fussballfelder darin unterbringen. Gigantische Ausmasse für ein Weihnachtsschmuckverkaufsgebäude. Schon auf dem Parkplatz begann es mit Engeln, Kerzen, Kugeln usw. in Übergrösse.

Wir entschieden uns für den Westeingang und dann wurden wir von dem Angebot beinahe erschlagen. Da gab es Einkaufswagen wie im normalen Supermarkt. Beim Gang nach links konnten wir dessen Ende nicht erblicken, desgleichen auch nach rechts. Die Höhe des Verkaufsraumes betrug mindestens sechs Meter und war total voll gestopft mit Weihnachtsaccessoires, künstlichen Tannenbäumen mit und ohne Schnee, singenden Schneemännern und sonst noch allem was Du Dir eigentlich gar nicht für Weihnachten vorstellen kannst.

Da gab es praktisch alles als Weihnachtsschmuck zu kaufen. Wir hätten zwischen einer klassischen Dekoration, über eine nautische (Segelboote, Schwimmwesten, Leuchttürme usw.), tierische (Hunde, Pferde, Frösche usw.), patriotische (Flaggen, Präsidentenköpfe, Nationalmonumente usw.), sportliche (Baseball, Football, Tennis usw.), kriegerische (Panzer, Bomber, Waffen usw.), nach Ländern (Karibik, Mexico, Finnland usw.), pflanzliche (Gemüse, Früchte, Blumen usw.), farbige (alles in Rot, Blau, Gelb usw.) und noch einige weitere Richtungen auswählen können.
Zum Teil waren die Dekorationsgegenstände absolut kitschig, doch gab es darunter auch ganz hoch stehende und geschmackvoll hergestellte kleine Kunstwerke.

Als wir diesen Weihnachtssupermarkt nach etwa zwei Stunden wieder verliessen, waren wir uns einig und sehr froh, dass wir uns nicht über Weihnachtsschmuck und Tannenbäume den Kopf zerbrechen müssen.

Segelboote ....

Wassersport .... Weihnachtsbaum ...

Wassersport .... Schwimmwesten ....
Segelboote ....

Segelboote ....

Segelboote .... Motorboote ....
Weihnachtsbäume ....



 

 

 

 





Nun ging es weiter nach Fenton, zu Christian und Tammy. Dort holten wir unsere Post von der Versicherung ab und verbrachten, nach einem leckeren T-Bone-Steak-Essen einen angenehmen Abend. Da uns die Zeithexe, sprich den Herbst mit seinen ersten Schneefällen im Yellowstone National Park, leider ein wenig im Nacken sass, mussten wir schon am nächsten Morgen wieder weiterfahren.
Nach einem kurzen Aufenthalt in den grossen Dünen von South Haven, am Lake Michigan, umrundeten wir Chicago und steuerten nun direkt New Glarus an.

 

 

New Glarus

Nachdem wir Chicago, die drittgrösste Stadt der USA, rechts liegen gelassen hatten, verliessen wir die U.S. Interstate 94 und fuhren über kleinere Strassen nach New Glarus. Unterwegs stoppten wir, um noch den längst fälligen Motorenölwechsel machen zu lassen, genossen die Aussicht auf die ländliche Gegend und fühlten uns beinahe in die Schweiz zurückversetzt, nur dass hier halt die Distanzen unvorstellbar gross sind. So kam es, dass ich mich mit der Fahrzeit wieder einmal total verschätzte und unsere Ankunft im State Park von New Glarus zu nachtschlafender Zeit erfolgte.

Tony Beutler Family FarmHösli MetzgereiWelcome to New Glarus.
Die Flaggen.

In New Glarus schreibt man "TELL" etwas anders.

Bahnhofstrasse, oder
Railroad Street.
Ein Chalet-Hotel.Geranien gehören auch hier zum Hausschmuck.Unser romantisches,
altes Postauto.
Auch hier ist das Zentrum mit Autos vollgestopft.Das beste Hotel auf dem Platz.

Ob "Ueli der Pächter"
wirklich hier wohnt?

Die Kirche. Könnte echt irgendwo in der Schweiz stehen.Ein Stadtbummel macht sehr Müde.

New Glarus, mit seinen etwas über 2000 Einwohnern, ist eine Town im US-Bundesstaat Wisconsin, im Green County. Das Städtchen ist nach der Schweizer Gemeinde Glarus benannt. Es wurde 1845 von ca. 150 Immigranten aus Glarus gegründet. New Glarus zieht jedes Jahr tausende von Touristen an und ist auch bekannt für ihre urchigen Gaststätten mit Schweizer Spezialitäten, welche aber für den amerikanischen Geschmack leicht abgeändert worden sind.

Schon auf der Autofahrt, bevor wir das kleine Städtchen erreichten, mussten wir das eine oder andere Mal schallend lachen. In den USA ist ja eigentlich beinahe jeder Bauernhof gross angeschrieben. Hier heisst das natürlich dann Farm. So war plötzlich eine Tafel mit "Tony Beutler Farm", oder eine andere mit "The Vögeli Family Farm" zu sehen. Der Beispiele gäbe es noch viele, denn diese Gegend ist echt in Schweizer Hand.

Da wird doch tatsächlich jedes Jahr der "Wilhelm Tell" aufgeführt und auch ein "Heidi Festival" steht auf dem Programm. Dass allerdings auf einer grossen Werbetafel, im Dorfzentrum, der Name "Tell" falsch geschrieben war, störte hier freilich niemanden.
Die Strassen sind zum Teil auch auf deutsch und englisch ausgeschildert. Das sieht dann so aus, dass oben Bahnhofstrasse und darunter Railroad Street geschrieben steht.
Bei einem Spaziergang durch das Städtchen stiessen wir auf "Ruef's Mead Market" (Metzgerei). Selbst gemachte Würste und Landjäger seien da die Spezialität, hiess es. Ein bisschen skeptisch, ob die wirklich echte Landjäger herstellen können, kaufte ich einige Pärchen. Das war ein grosser Fehler, jedoch nicht wie Du jetzt denkst. Diese Landjäger waren so gut, dass ich unbedingt noch viel mehr davon hätte kaufen sollen.

Überall im Städtchen standen Kühe herum. Keine echten, jedoch lebensgrosse und jede von einem anderen Künstler gestaltet. So was ähnliches, wie die Stadt Zürich es vor Jahren auch erlebt hatte, hier jedoch nur im Kleinen. Ein paar dieser Kuhwerke kannst Du nachfolgend anschauen.

Noch ein kleines Erlebnis blieb uns in unvergessener Erinnerung. Bevor wir weiterfuhren, waren wir mit dem MOMObil direkt vor die Dorf-Laundry, die Wäscherei gefahren. Yvonne hatte grossen Waschtag und ich konnte mich, mit meiner selbst gebastelten "Schüssel", in ein nicht gesichertes Drahtlosnetzwerk einloggen, um wieder einmal unseren Mailbriefkasten zu leeren.
Plötzlich klopfte es ans Motorhome. Ein älterer Mann, schätzungsweise einiges über 70, aber absolut vif, stand da und sprach uns mit seinem urchigen US-Berndeutsch an: "i bi dr Hofer, sit dir würklech us dr richtige Schwiiz?" Es entwickelte sich ein ungemein interessantes Gespräch und wir bekamen viele persönliche Hintergründe aus der Sicht eines Nachfahren der Schweizer Auswanderer zu hören. Wie viel dieser Mann über die Schweiz wusste und wie stolz er auf seine alte Heimat war, obschon er noch nie Schweizerboden betreten hatte, war beinahe unheimlich. Eine halbe Stunde, nachdem wir uns verabschiedet hatten, klopfte es erneut an unsere Türe. Wiederum stand unser "Hofer" davor. Etwas verlegen meinte er, seine Frau hätte ihn beauftragt, uns noch etwas Frisches aus ihrem Garten zu bringen. Dabei übergab er uns einen Plastiksack voll mit schönen Gurken.

Ruef's Metzgereischild.
Landjägerquittung.Yvonnes Brot und
Ruef's Landjäger.
Die Dorfbäckerei muss sich noch im Züpfenformen üben.Das Motel Swiss Air mit einer Kuh.
Kuh mit Sennechutteli Rot...

.... mit Schweizerkreuz ....

.... in Blau .... .... mit Blumen ........ Sennechutteli Schwarz.

 

 

 

 

 

 

 

 



 

Wisconsin

Flächenmäßig nimmt Wisconsin mit seinen 140.662 km² nur den 23. Rang, innerhalb der 50 US-Staaten ein. Es hat rund 15'000 Seen, oder anders gesagt, ca. 17 % seiner Fläche sind mit Wasser bedeckt, was sicher mit ein Grund ist, dass zahlreiche Touristen regelmäßig aus ganz USA in den nördlich gelegenen Staat reisen.
Wegen seiner intensiv betriebenen Milchwirtschaft trägt dieser Staat den Namen "America's Dairyland" (amerikanisches Molkereiland). Die Landesbewohner werden scherzhaft auch "Cheeseheads" (Käseköpfe) genannt, so dass die Fans des berühmten Footballteams Green Bay Packers mit Vorliebe Hüte in Form eines Emmentalers tragen.

Union Pacific.
Auf gemütlicher Velotour.
Der Name erinnert an den alten "Wilden Westen".

Geteerte Wanderwege .... das ist echt gestört!

Auch als New Glarus, "Amerikas Little Switzerland", wie es sich selber nennt, hinter den sanften Hügeln endgültig ausser Sicht war, stoppten wir unsere heisse Diskussion über unser Heimatland nicht. Immer wieder kamen wir auf "Hofer", den alten Mann, zu sprechen. Den grössten Teil seines Wissens über die Schweiz und die urchige Berndeutsche Sprache, wurden ihm von seinen Eltern übermittelt. Die früher täglich ausgestrahlten Sendungen des "Radio Schweiz International" trugen das Weitere dazu bei.

Diese, seit Jahrzehnten weltweit ausgestrahlten Schweizer Kurzwellenradiosendungen sind übrigens seit ca. einem Jahr total eingestellt.
Die arme Schweiz könne sich diese extrem wichtige Informationssendung für die Schweizer im Ausland, aus finanziellen Gründen nicht mehr leisten, hiess es lapidar von offizieller Seite.
Dafür gibt es jetzt eine grossspurig aufgezogene Internetplattform, welche den Zweck aber bei Weitem nicht erfüllen kann. Die Leute im Ausland, welche über einen Internetanschluss verfügen, gehen bestimmt nicht auf diese Seite, sondern informieren sich dann gerade direkt und das erst noch umfassender.
Wie soll denn jemand, z. B. in Brasilien, Peru, oder sonst irgendwo in der Pampa draussen lebend, zu einem schnellen Internetanschluss kommen? Das sehen wir ja schon auf unserer Reise, welche uns praktisch nur in der "zivilisierten Welt" umher bringt. Schon da haben wir zeitweise keine Möglichkeit mehr, übers Internet zu Kommunizieren.

Wie weltfremd muss dieser Bürokrat in Bern gewesen sein, welcher damals einen solch gravierenden und absolut falschen Entscheid getroffen hatte!!!

Die "Deutsche Welle", das nördliche Pendant zu dem früheren "Radio Schweiz International" wurde in den letzten Jahren sogar noch kontinuierlich ausgebaut … ich glaube das sagt genug über die Wichtigkeit dieser Kurzwellenradiosendungen.

So, jetzt aber fertig mit sich Aufregen und Lästern. Inzwischen waren wir nämlich im Devil State Park angekommen. Dort wollten wir einige Tage bleiben, um das Erlebte wiederum ein wenig zu verarbeiten und auch um etliche Wanderungen und Velotouren zu unternehmen.

Tornadowarnung im TV.

Alles hatte bestens geklappt, ausser in der einen Nacht, da gab es eine Tornadowarnung. Die State Park Rangers fuhren mit dem Auto und dem Megaphon im Park umher und gaben laufend Warnungen weiter.
"Alle Camper, welche nur ein Zelt hätten, sollten unverzüglich in den Dusch- und WC-Räumen Schutz suchen". Wer die Möglichkeit hat, soll unbedingt den TV einschalten und die genaue Wetterentwicklung verfolgen. Da in unserem Mobilhome ein solcher Apparat zur Verfügung steht, schalteten wir ihn ein und wurden bei den gezeigten Bildern und Infos doch zunehmend nervöser.
Nur ca. 10 Meilen von unserem Standort entfernt waren alle äusseren Bedingungen gegeben, dass sich dort ein gefährlicher Tornado bilden könnte. Laufend wurden die neuesten Entwicklungen am TV eingeblendet, während draussen sich ein heftiges Unwetter entlud und es wie aus Kübeln goss. Nach ungefähr einer Stunde war die Gefahr fürs Erste vorbei und das Ganze beruhigte sich ein wenig. Nach einer weiteren Stunde gaben Sie Entwarnung für unsere Region. Die Tornadogefahr hatte sich weiter nach Süden verlagert. Es war weit nach Mitternacht, als wir endlich unter die warme Decke schlüpfen konnten. Trotz der vorangegangenen Anspannung schlief ich herrlich und tief, was ich von Yvonne leider nicht berichten kann.

Blick auf den Devils Lake

Zwischenhalt.Balance Rock

Ach diese wird vielleicht einmal gross ....Die etwas andere Art der Reinhaltung der Strassen.

 

 

 

 

 

 

 

Badlands-Nationalpark

Dies war unser nächstes Ziel und liegt im Südwesten South Dakotas. Es besteht aus einer Verwitterungslandschaft, die für die Landwirtschaft denkbar ungeeignet schien und daher den Namen Badlands, schlechtes Land, erhielt.

Autofahrt durch
South Dakota ...
.... und hier bei strömendem Regen.Ankunft im Badlands National Park.
Zuerst einmal schon die erste Warnung.

Prärie und Berge.

Weisslich ....

Nach einer langen und etwas langweiligen Fahrt, durch eine doch recht eintönige Landschaft, erreichten wir, zusammen mit einer Schlechtwetterfront, den Nationalpark.

Die Temperaturen waren nun doch massiv gesunken und die Sonne geizte leider ein wenig mit ihrer Wärme. Dies wirkte sich auch auf die Beleuchtung des brüchigen Gesteins aus. Kaum schien sie einmal für kurze Zeit in die abstrakte Landschaft hinein, so leuchtete diese in zauberhaften Farben auf. Ohne Sonne wirkte diese einzigartige Verwitterungslandschaft dann leider sofort wieder etwas stumpf.
Der Park umfasst eine wüstenhafte, trockene Region, die durch Erosion in eine phantastische Landschaft mit tief eingeschnittenen Felsschluchten verwandelt wurde. Das Gestein ist sehr brüchig, und die vielfarbigen Gesteinsformationen nehmen ständig neue Formen an. Weniger als die Hälfte der 982 Quadratkilometer großen Gesamtfläche ist bewachsen. Der Bewuchs besteht hauptsächlich aus Präriegras und Bäume kommen nur vereinzelt vor. In freier Wildbahn leben hier Mufflons, Antilopen und einige Bisons. Ursprünglich war dieses Gebiet Sumpfland.

Im Park befinden sich reiche Fundstätten an Fossilien, wie etwa von prähistorischen Pferden, Schafen, Nashörnern oder Schweinen. 11'000 Jahre alte Funde menschlicher Zivilisation wurden hier ebenfalls gemacht. Das Gebiet wurde 1929 zum National Monument erklärt und erst 1978 zum Nationalpark aufgewertet.

Furchig ....

Bizarr .... Ein einsamer Wanderer.

Rötlich .... Imposant ...
Aussicht auf die Prärie.

Stumpf ....

Mit Sonne gibt's Farbe.Vogelnester im Gestein.
Sonne zum Abschluss.

 

 

 

 

 

 

 

 



Wall Drug Store

Nach dem Verlassen des Badlands National Parkes wollten wir ein typisches amerikanisches Wirtschaftsmärchen besichtigen.
Schon tausende (ist echt kein Witz) Meilen vorher, wurde es uns angekündigt. Im Reiseführer wird es erwähnt und andere "Cämpers" haben uns schon lange vorher darauf aufmerksam gemacht. Den "Wall Drug Store" müsse man einfach gesehen haben.

Ein kleiner Ausschnitt aus dem Strassenzug des ....

.... Wall Drug Store.
Kitsch und Wilder Westen pur ....... aber der Erfolg gibt ihnen recht.

Das Dörfchen Wall befindet sich an der Interstate 90. Mitten in der Weltwirtschaftskrise, am 31. Dezember 1931 kauften Dorothy und Ted Husteads, im damals rund 300 Einwohner zählenden Präriestädtchen, eine alte Drogerie. Unerträglich heiße Sommer, Sandstürme, Missernten und bitterkalte Winter machten die damaligen wirtschaftlich harten Zeiten nicht unbedingt angenehmer. Das alles klingt auch nicht gerade nach idealen Bedingungen, um einen Laden erfolgreich zu betreiben und zu guter, letzt fuhren zu dieser Zeit praktisch alle Autos und Reisecars einfach nur am Dorf vorbei.

Aber die Husteads waren geniale Geschäftsleute. Sie gaben sich fünf Jahre Zeit, um das Geschäft in Schwung zu bringen.
Im fünften Sommer hatte dann Dorothy die einfache, aber geniale Idee, die durstigen Reisenden, die auf dem Weg von den Badlands zum Mount Rushmore, oder zum Yellowstone National Park an Wall vorbeikamen, mit kostenlosem Eiswasser und Coffee for 5 Cents in ihren Laden zu locken. Zu diesem Zwecke stellten die Husteads überall am Highway Schilder mit der Aufschrift "Free Ice Water and Coffee for 5 Cents" auf.
Es funktionierte, die Leute kamen in Scharen und tranken nicht nur das erfrischende kostenlose Wasser, sondern kauften auch im Laden ein. Schon im nächsten Sommer konnten sie acht zusätzliche Leute anstellen und heute ist es wahrscheinlich der grösste Drug Store der Welt. Er besteht nun aus zahlreichen kleinen Geschäften, die ausschliesslich von den Touristen leben. Kaufen kann man alles, was im entferntesten irgend etwas mit dem Wilden Westen zu tun hat … und natürlich auch jede Menge Kitsch.

Ich denke in ganz USA gibt es nicht manche Zeitung, welche nicht schon irgendeinmal eine grössere Reportage über diesen aussergewöhnlichen Drug Store und seine Geschichte gebracht hat.

Das Geschäft ist heute noch immer im Besitz der Familie Hustead. Im Sommer kehren täglich rund unglaubliche 20'000 Menschen im Wall Drug Store ein. Dieser nimmt mittlerweile fast einen ganzen Straßenzug ein und beherbergt, neben den schon erwähnten vielen Verkaufsabteilungen, nun auch Restaurants, Wände voll mit alten Fotos aus der Zeit des Wilden Westens und mehr oder weniger merkwürdigen Ausstellungsobjekten, wie zum Beispiel einen zwei Meter großen Hasen, einen kitschig brüllenden T-Rex-Saurier, oder eine riesige Jackalope.

Und natürlich gibt es auch heute noch immer das "Free Ice Water" und den "Coffee for 5 Cents".

Hier ist der Link auf die Internetseite des Wall Drug Store:
http://www.walldrug.com