August
2006
Manitoulin Island
Nachdem
wir ja ausnahmsweise schon einige Tage früher, als mit Barbara und Wolfgang
vereinbart, auf der Insel Manitoulin eingetroffen waren, kam am Nachmittag des
1. August die deutsche SY Momo in die Bucht des Campgrounds Bartman's eingelaufen.
Beim Anblick der Segelyacht spürten wir sehr (ich vor allem), wie mehr wir
doch Blauwassermenschen, als Cämperleute sind.
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Die
deutsche Momo, von Barbara und Wolfgang, vor Anker. | Nach
einer sehr herzlichen Begrüssung unserer Freunde, ging es ans Austauschen
der letzten Neuigkeiten, hatten wir uns doch seit dem letzten November nicht mehr
gesehen und demzufolge doch einiges nach zu holen. Als wir, natürlich unter
vielem anderen, von Ihnen zu hören bekamen, dass Sie fest eingeplant hätten,
auf den Great Lakes oben zu überwintern, um auf uns zu warten, waren wir
sehr gerührt. Die Vorstellung, unsere Blauwasserreise im nächsten Jahr
wieder gemeinsam mit den Beiden weiter zu führen, freute uns ungemein! Die,
für dieses Treffen eingeplante Zeit, verging wie im Fluge und nach einer
Woche hiess es leider, wiederum Abschied nehmen. Ein letzter, wehmütiger
Blick auf das Segelboot und nachdem die nicht zu vermeidenden weiblichen Tränen
versiegt waren, setzten wir unsere Landreise Richtung Michigan/USA fort.
Hier
doch auch noch ein Wort zu Manitoulin Island. Sie liegt im Huronsee und gehört
zur kanadischen Provinz Ontario, ist mit 2766 km² größer als Luxemburg
und die grösste in einem Süsswassersee gelegene Insel der Erde (Binneninsel).
Auf der Insel gibt es insgesamt über 80 Seen, von denen einige wiederum kleine
Inseln enthalten. Die historische Inselstadt Manitowaning, gegründet 1837,
war die erste europäische Siedlung auf der Insel.
Pow
Wow Als
wir das Zusammentreffen mit unseren Freunden von der Deutschen Momo festlegten,
versuchten wir, dies unbedingt dem Datum des alljährlich stattfindenden Treffens
der Indianer auf Manitoulin Island, anzupassen. Wenn wir im Vorfeld manchmal mit
einigen Kanadiern, über unseren geplanten Besuch des Pow Wow gesprochen hatten,
rümpften diese durchwegs die Nase und hatten für uns Europäer meistens
nur ein mitleidiges Lächeln übrig. In diesen Momenten spürten wir
sehr deutlich, dass dort die indianische Bevölkerung heute immer noch für
nicht gleichwertig angesehen wir. Die beiden
Segler, Reg und Sharon, ein Kanadier und seine amerikanische Frau, welche diesen
Sommer auf einem Campingplatz auf Manitoulin Island verbrachten, anerboten sich
spontan, uns alle zusammen in Ihrem grossen Truck nach Wikwemikong zu chauffieren.
Dort fand am 5./6./7. August das 46. Annual Cultural Festival statt. Ein
Pow Wow ist ein Volksfest der Native American (der nordamerikanischen Indianer)
und besteht hauptsächlich aus Musik und Tanz. Die Vorläufer der heutigen
Pow Wows entstanden ca. 1850 bei den Ponca und Omaha, als öffentliche Veranstaltungen
von Kriegergesellschaften. Der Zweck dieser Veranstaltungen lag unter anderem
in der Stärkung der Gemeinschaft in psychischer und sozialer Hinsicht. Dies
geschah durch die Entwicklung einer eigenen Identität der Gesellschaft in
allen Bereichen des traditionellen Lebens und dem bewussten Umgang damit. Nach
Innen schuf man sich eigene Grundsätze, die man bei bestimmten Anlässen
in der Öffentlichkeit demonstrierte. Deshalb wiesen diese Veranstaltungen
früher militärische, religiöse, soziale, wirtschaftliche, rechtliche,
didaktische, kulinarische, künstlerische, unterhaltende und andere traditionelle
Aspekte auf. Es war und sind es heute noch, typische indianische Volksfeste. Die
alten Bestandteile des Volksfestes wurden beibehalten und weiterentwickelt. Dadurch
wurden sie in einigen Teilen vereinfacht und in anderen komplexer.
Der
Zweck von Pow Wows besteht heute darin, der indianischen Allgemeinheit ein besseres
Leben zu ermöglichen. Das geschieht durch Stärkung von Körper,
Seele und Geist. Für ein gutes Leben ist es bei Pow Wowleuten immer noch
wichtig, bewusst nach den alten Regeln seine eigene Identität zu Leben. Auf
den Pow Wows geschieht das beispielsweise durch Trachten, Abzeichen, Symbole,
Tänze, Rituale, Rechtsakte, Zeremonien, Ehrungen, Speisen, Sprache, Lieder,
Gebete, Geschichten, Anekdoten, Witze, Kunst, Spiele, Sport usw. usw. Pow
Wows sind also heute in erster Linie ein komprimiertes Abbild der traditionellen
Lebensweise der Ureinwohner der nordamerikanischen Plains und Prärien.
Je
mehr ein Pow Wow den ursprünglichen Grundsätzen entspricht, um so besser
ist die Qualität der Veranstaltung. Ein Pow Wow kann nur wenige Stunden,
oder bis zu mehreren Tagen dauern. Es gibt immer verschiedene Arten von Tänzen
mit verschiedenen Trachten. Jeder Tanz hat seine eigenen festen Regeln und seine
eigene Entstehungsgeschichte. Die Musik wird live von Gruppen vorgetragen. Die
Mitglieder einer Gruppe schlagen gemeinsam auf eine große Trommel und singen
dazu traditionelle Lieder. Es gibt sehr viele verschiedene Pow Wowlieder mit speziellen
Texten und Rhythmen, für die unterschiedlichsten Gelegenheiten. Jeden Tag
werden angeblich immer noch neue Lieder komponiert. Innerhalb einer Musik-
und Tanzveranstaltung gibt es meistens Wettbewerbe. Sowohl die besten Musiker
als auch Tänzer werden prämiert. Etliche Indianer, so sagt man, sollen
heute ausschließlich von solchen Pow Wow-Prämien leben. Das kann ich
mir aber nur sehr schwer vorstellen, sind diese Prämien doch recht bescheiden.
Rückblickend
möchte ich doch festhalten, dass dieses Erlebnis für uns sehr eindrücklich,
um nicht zu sagen ergreifend, gewesen war. Ob ganz alt, oder noch ein kleines
Kind, die Hingabe der Teilnehmer beim Tanz war zum Teil überwältigend.
Die Stimmung und die Atmosphäre, welche über diesem Anlass schwebten,
waren ganz einzigartig und hatten ihren Grund bestimmt nicht nur in den speziellen
Gerüchen, welche die verschiedenen indianischen Küchenbuden verströmten. Michigan Michigan,
der Name stammt noch von den Indianern und heisst eigentlich grosser See. Diese
Region ist in der heutigen Zeit mehr als der Geburtsort der amerikanischen Automobilindustrie
bekannt. Michigan hat durch die Lage an den Großen Seen die längste
Küste eines US-Bundesstaates, mit Ausnahme von Alaska und ist der Bundesstaat
mit den absolut meisten Sportbooten. Ausser den vier Großen Seen gibt es
in Michigan noch mehr als 11'000 kleinere Seen. Nachdem
wir die grosse Mackinac Bridge zwischen Kanada und den USA, welche mit seinen
8038 Metern eine der längsten Hängebrücken der Welt ist, passiert
hatten, mussten wir uns zuerst nach einer Tankstelle umschauen. Der
Benzinpreis in Kanada ist doch noch um einiges höher, als derjenige in den
Vereinigten Staaten. Bei den durstigen Automotoren hier in Übersee ist es
sehr wichtig, dass man eine günstige Tankstelle findet und die aktuellen
Benzinpreise immer im Kopf hat. Es kann daher schon mal vorkommen, dass der
Gallonenpreis (3,78 Liter) hier 3.15 $ und zwei Strassenzüge weiter nur noch
2.75 $ beträgt, was aber zurzeit immer noch sehr hoch ist!
Bronner's
Christmas Wonderland Über
die U.S. Interstate 75 fuhren wir nun zwei Tage lang gegen Süden. Von Zeit
zu Zeit tauchte am Strassenrand eine Reklametafel auf, welche unser Interesse
weckte. Bronner's Christmas Wonderland in Frankenmuth, angeblich der grösste
Weihnachtsmarkt der Welt. Na ja, Weihnachten im August, warum eigentlich nicht?
Vor
dem Besuch bei Christian und Tammy hatten wir noch etwas Zeit übrig. Also,
von der Interstate 75 weg und auf zu einem kleinen Abstecher nach Frankenmuth.
Dort angekommen, sah es aus wie in einem kleinen bayerischen Städtchen, nur
etwas gar überzeichnet, absolut auf Kitsch und Touristen eingestellt. Das
Bronner's Christmas Wonderland-Gebäude konnten wir nicht übersehen.
Dort könnte man echt drei Fussballfelder darin unterbringen. Gigantische
Ausmasse für ein Weihnachtsschmuckverkaufsgebäude. Schon auf dem Parkplatz
begann es mit Engeln, Kerzen, Kugeln usw. in Übergrösse.
Wir
entschieden uns für den Westeingang und dann wurden wir von dem Angebot beinahe
erschlagen. Da gab es Einkaufswagen wie im normalen Supermarkt. Beim Gang nach
links konnten wir dessen Ende nicht erblicken, desgleichen auch nach rechts. Die
Höhe des Verkaufsraumes betrug mindestens sechs Meter und war total voll
gestopft mit Weihnachtsaccessoires, künstlichen Tannenbäumen mit und
ohne Schnee, singenden Schneemännern und sonst noch allem was Du Dir eigentlich
gar nicht für Weihnachten vorstellen kannst.
Da
gab es praktisch alles als Weihnachtsschmuck zu kaufen. Wir hätten zwischen
einer klassischen Dekoration, über eine nautische (Segelboote, Schwimmwesten,
Leuchttürme usw.), tierische (Hunde, Pferde, Frösche usw.), patriotische
(Flaggen, Präsidentenköpfe, Nationalmonumente usw.), sportliche (Baseball,
Football, Tennis usw.), kriegerische (Panzer, Bomber, Waffen usw.), nach Ländern
(Karibik, Mexico, Finnland usw.), pflanzliche (Gemüse, Früchte, Blumen
usw.), farbige (alles in Rot, Blau, Gelb usw.) und noch einige weitere Richtungen
auswählen können. Zum Teil waren die Dekorationsgegenstände
absolut kitschig, doch gab es darunter auch ganz hoch stehende und geschmackvoll
hergestellte kleine Kunstwerke. Als
wir diesen Weihnachtssupermarkt nach etwa zwei Stunden wieder verliessen, waren
wir uns einig und sehr froh, dass wir uns nicht über Weihnachtsschmuck und
Tannenbäume den Kopf zerbrechen müssen.
Nun
ging es weiter nach Fenton, zu Christian und Tammy. Dort holten wir unsere Post
von der Versicherung ab und verbrachten, nach einem leckeren T-Bone-Steak-Essen
einen angenehmen Abend. Da uns die Zeithexe, sprich den Herbst mit seinen ersten
Schneefällen im Yellowstone National Park, leider ein wenig im Nacken sass,
mussten wir schon am nächsten Morgen wieder weiterfahren. Nach einem
kurzen Aufenthalt in den grossen Dünen von South Haven, am Lake Michigan,
umrundeten wir Chicago und steuerten nun direkt New Glarus an.
New
Glarus
Nachdem
wir Chicago, die drittgrösste Stadt der USA, rechts liegen gelassen hatten,
verliessen wir die U.S. Interstate 94 und fuhren über kleinere Strassen nach
New Glarus. Unterwegs stoppten wir, um noch den längst fälligen Motorenölwechsel
machen zu lassen, genossen die Aussicht auf die ländliche Gegend und fühlten
uns beinahe in die Schweiz zurückversetzt, nur dass hier halt die Distanzen
unvorstellbar gross sind. So kam es, dass ich mich mit der Fahrzeit wieder einmal
total verschätzte und unsere Ankunft im State Park von New Glarus zu nachtschlafender
Zeit erfolgte. New
Glarus, mit seinen etwas über 2000 Einwohnern, ist eine Town im US-Bundesstaat
Wisconsin, im Green County. Das Städtchen ist nach der Schweizer Gemeinde
Glarus benannt. Es wurde 1845 von ca. 150 Immigranten aus Glarus gegründet.
New Glarus zieht jedes Jahr tausende von Touristen an und ist auch bekannt für
ihre urchigen Gaststätten mit Schweizer Spezialitäten, welche aber für
den amerikanischen Geschmack leicht abgeändert worden sind.
Schon
auf der Autofahrt, bevor wir das kleine Städtchen erreichten, mussten wir
das eine oder andere Mal schallend lachen. In den USA ist ja eigentlich beinahe
jeder Bauernhof gross angeschrieben. Hier heisst das natürlich dann Farm.
So war plötzlich eine Tafel mit "Tony Beutler Farm", oder eine
andere mit "The Vögeli Family Farm" zu sehen. Der Beispiele gäbe
es noch viele, denn diese Gegend ist echt in Schweizer Hand.
Da wird doch
tatsächlich jedes Jahr der "Wilhelm Tell" aufgeführt und auch
ein "Heidi Festival" steht auf dem Programm. Dass allerdings auf einer
grossen Werbetafel, im Dorfzentrum, der Name "Tell" falsch geschrieben
war, störte hier freilich niemanden. Die Strassen sind zum Teil auch
auf deutsch und englisch ausgeschildert. Das sieht dann so aus, dass oben Bahnhofstrasse
und darunter Railroad Street geschrieben steht. Bei einem Spaziergang durch
das Städtchen stiessen wir auf "Ruef's Mead Market" (Metzgerei).
Selbst gemachte Würste und Landjäger seien da die Spezialität,
hiess es. Ein bisschen skeptisch, ob die wirklich echte Landjäger herstellen
können, kaufte ich einige Pärchen. Das war ein grosser Fehler, jedoch
nicht wie Du jetzt denkst. Diese Landjäger waren so gut, dass ich unbedingt
noch viel mehr davon hätte kaufen sollen. Überall
im Städtchen standen Kühe herum. Keine echten, jedoch lebensgrosse und
jede von einem anderen Künstler gestaltet. So was ähnliches, wie die
Stadt Zürich es vor Jahren auch erlebt hatte, hier jedoch nur im Kleinen.
Ein paar dieser Kuhwerke kannst Du nachfolgend anschauen. Noch
ein kleines Erlebnis blieb uns in unvergessener Erinnerung. Bevor wir weiterfuhren,
waren wir mit dem MOMObil direkt vor die Dorf-Laundry, die Wäscherei gefahren.
Yvonne hatte grossen Waschtag und ich konnte mich, mit meiner selbst gebastelten
"Schüssel", in ein nicht gesichertes Drahtlosnetzwerk einloggen,
um wieder einmal unseren Mailbriefkasten zu leeren. Plötzlich klopfte
es ans Motorhome. Ein älterer Mann, schätzungsweise einiges über
70, aber absolut vif, stand da und sprach uns mit seinem urchigen US-Berndeutsch
an: "i bi dr Hofer, sit dir würklech us dr richtige Schwiiz?" Es
entwickelte sich ein ungemein interessantes Gespräch und wir bekamen viele
persönliche Hintergründe aus der Sicht eines Nachfahren der Schweizer
Auswanderer zu hören. Wie viel dieser Mann über die Schweiz wusste und
wie stolz er auf seine alte Heimat war, obschon er noch nie Schweizerboden betreten
hatte, war beinahe unheimlich. Eine halbe Stunde, nachdem wir uns verabschiedet
hatten, klopfte es erneut an unsere Türe. Wiederum stand unser "Hofer"
davor. Etwas verlegen meinte er, seine Frau hätte ihn beauftragt, uns noch
etwas Frisches aus ihrem Garten zu bringen. Dabei übergab er uns einen Plastiksack
voll mit schönen Gurken.
Wisconsin Flächenmäßig
nimmt Wisconsin mit seinen 140.662 km² nur den 23. Rang, innerhalb der 50
US-Staaten ein. Es hat rund 15'000 Seen, oder anders gesagt, ca. 17 % seiner Fläche
sind mit Wasser bedeckt, was sicher mit ein Grund ist, dass zahlreiche Touristen
regelmäßig aus ganz USA in den nördlich gelegenen Staat reisen. Wegen
seiner intensiv betriebenen Milchwirtschaft trägt dieser Staat den Namen
"America's Dairyland" (amerikanisches Molkereiland). Die Landesbewohner
werden scherzhaft auch "Cheeseheads" (Käseköpfe) genannt,
so dass die Fans des berühmten Footballteams Green Bay Packers mit Vorliebe
Hüte in Form eines Emmentalers tragen.
Auch als
New Glarus, "Amerikas Little Switzerland", wie es sich selber nennt,
hinter den sanften Hügeln endgültig ausser Sicht war, stoppten wir unsere
heisse Diskussion über unser Heimatland nicht. Immer wieder kamen wir auf
"Hofer", den alten Mann, zu sprechen. Den grössten Teil seines
Wissens über die Schweiz und die urchige Berndeutsche Sprache, wurden ihm
von seinen Eltern übermittelt. Die früher täglich ausgestrahlten
Sendungen des "Radio Schweiz International" trugen das Weitere dazu
bei.
Diese, seit Jahrzehnten weltweit ausgestrahlten Schweizer Kurzwellenradiosendungen
sind übrigens seit ca. einem Jahr total eingestellt. Die arme Schweiz
könne sich diese extrem wichtige Informationssendung für die Schweizer
im Ausland, aus finanziellen Gründen nicht mehr leisten, hiess es lapidar
von offizieller Seite. Dafür gibt es jetzt eine grossspurig aufgezogene
Internetplattform, welche den Zweck aber bei Weitem nicht erfüllen kann.
Die Leute im Ausland, welche über einen Internetanschluss verfügen,
gehen bestimmt nicht auf diese Seite, sondern informieren sich dann gerade direkt
und das erst noch umfassender. Wie soll denn jemand, z. B. in Brasilien, Peru,
oder sonst irgendwo in der Pampa draussen lebend, zu einem schnellen Internetanschluss
kommen? Das sehen wir ja schon auf unserer Reise, welche uns praktisch nur in
der "zivilisierten Welt" umher bringt. Schon da haben wir zeitweise
keine Möglichkeit mehr, übers Internet zu Kommunizieren.
Wie
weltfremd muss dieser Bürokrat in Bern gewesen sein, welcher damals einen
solch gravierenden und absolut falschen Entscheid getroffen hatte!!!
Die
"Deutsche Welle", das nördliche Pendant zu dem früheren "Radio
Schweiz International" wurde in den letzten Jahren sogar noch kontinuierlich
ausgebaut
ich glaube das sagt genug über die Wichtigkeit dieser Kurzwellenradiosendungen.
So, jetzt aber fertig mit sich Aufregen und Lästern. Inzwischen waren
wir nämlich im Devil State Park angekommen. Dort wollten wir einige Tage
bleiben, um das Erlebte wiederum ein wenig zu verarbeiten und auch um etliche
Wanderungen und Velotouren zu unternehmen.
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Tornadowarnung
im TV.
| Alles
hatte bestens geklappt, ausser in der einen Nacht, da gab es eine Tornadowarnung.
Die State Park Rangers fuhren mit dem Auto und dem Megaphon im Park umher und
gaben laufend Warnungen weiter. "Alle Camper, welche nur ein Zelt hätten,
sollten unverzüglich in den Dusch- und WC-Räumen Schutz suchen".
Wer die Möglichkeit hat, soll unbedingt den TV einschalten und die genaue
Wetterentwicklung verfolgen. Da in unserem Mobilhome ein solcher Apparat zur Verfügung
steht, schalteten wir ihn ein und wurden bei den gezeigten Bildern und Infos doch
zunehmend nervöser. Nur ca. 10 Meilen von unserem Standort entfernt waren
alle äusseren Bedingungen gegeben, dass sich dort ein gefährlicher Tornado
bilden könnte. Laufend wurden die neuesten Entwicklungen am TV eingeblendet,
während draussen sich ein heftiges Unwetter entlud und es wie aus Kübeln
goss. Nach ungefähr einer Stunde war die Gefahr fürs Erste vorbei und
das Ganze beruhigte sich ein wenig. Nach einer weiteren Stunde gaben Sie Entwarnung
für unsere Region. Die Tornadogefahr hatte sich weiter nach Süden verlagert.
Es war weit nach Mitternacht, als wir endlich unter die warme Decke schlüpfen
konnten. Trotz der vorangegangenen Anspannung schlief ich herrlich und tief, was
ich von Yvonne leider nicht berichten kann. Badlands-Nationalpark Dies
war unser nächstes Ziel und liegt im Südwesten South Dakotas. Es besteht
aus einer Verwitterungslandschaft, die für die Landwirtschaft denkbar ungeeignet
schien und daher den Namen Badlands, schlechtes Land, erhielt.
Nach
einer langen und etwas langweiligen Fahrt, durch eine doch recht eintönige
Landschaft, erreichten wir, zusammen mit einer Schlechtwetterfront, den Nationalpark.
Die Temperaturen waren nun doch massiv gesunken und die Sonne geizte leider
ein wenig mit ihrer Wärme. Dies wirkte sich auch auf die Beleuchtung des
brüchigen Gesteins aus. Kaum schien sie einmal für kurze Zeit in die
abstrakte Landschaft hinein, so leuchtete diese in zauberhaften Farben auf. Ohne
Sonne wirkte diese einzigartige Verwitterungslandschaft dann leider sofort wieder
etwas stumpf. Der Park umfasst eine wüstenhafte, trockene Region, die
durch Erosion in eine phantastische Landschaft mit tief eingeschnittenen Felsschluchten
verwandelt wurde. Das Gestein ist sehr brüchig, und die vielfarbigen Gesteinsformationen
nehmen ständig neue Formen an. Weniger als die Hälfte der 982 Quadratkilometer
großen Gesamtfläche ist bewachsen. Der Bewuchs besteht hauptsächlich
aus Präriegras und Bäume kommen nur vereinzelt vor. In freier Wildbahn
leben hier Mufflons, Antilopen und einige Bisons. Ursprünglich war dieses
Gebiet Sumpfland. Im
Park befinden sich reiche Fundstätten an Fossilien, wie etwa von prähistorischen
Pferden, Schafen, Nashörnern oder Schweinen. 11'000 Jahre alte Funde menschlicher
Zivilisation wurden hier ebenfalls gemacht. Das Gebiet wurde 1929 zum National
Monument erklärt und erst 1978 zum Nationalpark aufgewertet.
Wall
Drug Store Nach
dem Verlassen des Badlands National Parkes wollten wir ein typisches amerikanisches
Wirtschaftsmärchen besichtigen. Schon tausende (ist echt kein Witz) Meilen
vorher, wurde es uns angekündigt. Im Reiseführer wird es erwähnt
und andere "Cämpers" haben uns schon lange vorher darauf aufmerksam
gemacht. Den "Wall Drug Store" müsse man einfach gesehen haben.
Das
Dörfchen Wall befindet sich an der Interstate 90. Mitten in der Weltwirtschaftskrise,
am 31. Dezember 1931 kauften Dorothy und Ted Husteads, im damals rund 300 Einwohner
zählenden Präriestädtchen, eine alte Drogerie. Unerträglich
heiße Sommer, Sandstürme, Missernten und bitterkalte Winter machten
die damaligen wirtschaftlich harten Zeiten nicht unbedingt angenehmer. Das alles
klingt auch nicht gerade nach idealen Bedingungen, um einen Laden erfolgreich
zu betreiben und zu guter, letzt fuhren zu dieser Zeit praktisch alle Autos und
Reisecars einfach nur am Dorf vorbei.
Aber die Husteads waren geniale Geschäftsleute.
Sie gaben sich fünf Jahre Zeit, um das Geschäft in Schwung zu bringen.
Im fünften Sommer hatte dann Dorothy die einfache, aber geniale Idee,
die durstigen Reisenden, die auf dem Weg von den Badlands zum Mount Rushmore,
oder zum Yellowstone National Park an Wall vorbeikamen, mit kostenlosem Eiswasser
und Coffee for 5 Cents in ihren Laden zu locken. Zu diesem Zwecke stellten die
Husteads überall am Highway Schilder mit der Aufschrift "Free Ice Water
and Coffee for 5 Cents" auf. Es funktionierte, die Leute kamen in Scharen
und tranken nicht nur das erfrischende kostenlose Wasser, sondern kauften auch
im Laden ein. Schon im nächsten Sommer konnten sie acht zusätzliche
Leute anstellen und heute ist es wahrscheinlich der grösste Drug Store der
Welt. Er besteht nun aus zahlreichen kleinen Geschäften, die ausschliesslich
von den Touristen leben. Kaufen kann man alles, was im entferntesten irgend etwas
mit dem Wilden Westen zu tun hat
und natürlich auch jede Menge Kitsch. Ich
denke in ganz USA gibt es nicht manche Zeitung, welche nicht schon irgendeinmal
eine grössere Reportage über diesen aussergewöhnlichen Drug Store
und seine Geschichte gebracht hat. Das
Geschäft ist heute noch immer im Besitz der Familie Hustead. Im Sommer kehren
täglich rund unglaubliche 20'000 Menschen im Wall Drug Store ein. Dieser
nimmt mittlerweile fast einen ganzen Straßenzug ein und beherbergt, neben
den schon erwähnten vielen Verkaufsabteilungen, nun auch Restaurants, Wände
voll mit alten Fotos aus der Zeit des Wilden Westens und mehr oder weniger merkwürdigen
Ausstellungsobjekten, wie zum Beispiel einen zwei Meter großen Hasen, einen
kitschig brüllenden T-Rex-Saurier, oder eine riesige Jackalope. Und
natürlich gibt es auch heute noch immer das "Free Ice Water" und
den "Coffee for 5 Cents". Hier
ist der Link auf die Internetseite des Wall Drug Store: http://www.walldrug.com
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