August 2007




North Channel

Vor uns lag eine Brücke, welche uns und noch zahlreichen anderen Booten, den Eingang in den North Channel versperrte. Diese „swing bridge“ ist die einzige Landverbindung, welche Manitoulin Island, die grösste in einem See gelegene Insel der Welt, mit dem Festland verbindet. Ziemlich genau vor einem Jahr waren wir schon, damals mit dem MOMObil, über diese Schwenkbrücke gefahren.

Leuchtturm von
Little Current.


Die Schwenkbrücke nach Little Current. Das Dock von
Little Current.

Eine der unzähligen einsamen Buchten.

Grosses Panoramabild
vom North Channel.

Hier, ganz allein auf weiter
Flur, ist unsere MOMO.
Zusammentreffen mit der deutschen Momo. Die beiden MOMO's vereint an einem Ankerplatz. Mit Wolfgang und Barbara auf einer Dingitour.

Während dem Warten schweiften unsere Gedanken unweigerlich zurück in diese Zeit, zum Campingplatz, dem Pow Wow und natürlich zum kurzen Wiedersehen mit Barbara und Wolfgang, unseren Freunden von der deutschen Momo. Dies war dann auch gerade das Stichwort, denn wir waren nämlich wiederum kurz vor dem Stelldichein mit ihnen.
Dies ging nun aber natürlich nicht so einfach, wie Du Dir das von zu Hause aus gewohnt bist. Wir konnten nicht einfach per Telefon den Ort und die genaue Zeit abmachen. Das geht, wenn Du mit dem Boot unterwegs bist, immer viel komplizierter und zwar folgendermassen.
Immer, wenn wir, oder die deutsche Momo, die hier im Norden noch sehr seltene Möglichkeit hatten, uns ins Internet einzuloggen, wurde eine Standortmeldung abgeschickt. So konnten wir uns auf ein zusehends kleiner werdendes Revier und auf ein genaueres Datum festlegen. Am Schluss kam dann noch das VHF (Kurzwellenfunkgerät) zum Einsatz. Mit diesem Funkgerät haben wir eine Reichweite von ca. 25 Meilen, sofern keine Hügel dazwischen liegen. Hier im North Channel hat es aber davon mehr als genug und so hiess es für beide Boote, täglich mehrmals das andere aufzurufen und selber immer „standby“ zu sein.
Nach ein paar Tagen hatte es funktioniert und wir hörten aus unserem Funkgerät die Stimme von Barbara.
Nun war es einfach, uns definitiv in einer, der unzähligen Buchten zu verabreden.

Das Wiedersehen war, als ob Du nach Hause gekommen wärst. Die Nähe untereinander stellte sich augenblicklich wieder ein und alles war uns sofort wieder vertraut.
So unwirklich es vielleicht auch klingen mag, es fühlte sich an, als ob wir uns nur ein paar Tage und nicht ein ganzes Jahr lang nicht mehr gesehen hätten.
Erst nach und nach, beim Erzählen was jedes in dieser Zeit so alles erlebt hatte, wurde uns richtig bewusst, wie lange doch diese unfreiwillige Trennung in Wirklichkeit gewesen war.

Herrliches Segeln.
Unberührte Buchten .... Herbstbeginn ....


Mehrfamilienbaum ....
Wandern ....

Ausruhen ....

Wolfgang, der Denker ....

Wasserfrosch.

Wasserschlange.

Ein unbekanntes Tier. Klapperschlange.


North Channel.
Eindrückliches
Wolkenbild.
 
Abschiedsfoto .... Unser letztes Bild von der deutschen Momo. Bedrückte Stimmung an
Bord der MOMO.

Wir genossen die Zeit mit den Beiden und unternahmen zusammen verschiedenste Ausflüge und Törns in diesem grossartigen Segelrevier. Dies alles immer mit dem Wissen, dass sich unsere Wege in Kürze, für immer, trennen werden. Barbara hatte sich entschieden, wieder in die Karibik zurück zu gehen. Das anfängliche Ziel Alaska und das damit verbundene kältere Wetter und der Regen reizte sie nicht mehr. An diesem Entscheid konnte auch die Erwartung auf eine grosse Vielfalt von Wildtieren und noch intakter Natur nichts mehr ändern. So kam der Tag, an dem wir unseren besten Blauwasserfreunden „good by and fair wind“ sagen mussten.

Zum Glück hatten wir an diesem trüben Tage starken Wind Richtung Westen. Trotz der Schönheit des North Channels hielt uns hier nun nichts mehr und wir wollten einfach nur noch so schnell wie möglich Distanz, zu der uns doch echt nahe gegangen Trennung, schaffen.
Auf der MOMO hing ein jedes seinen Gedanken nach und gesprochen wurde am Anfang nur noch das Nötigste. Man kann ruhig sagen, es herrschte zum ersten Mal eine Richtige Scheissstimmung an Bord. Wir wissen es ja ...., dieses immer wiederkehrende Abschiednehmen ist ein Teil unseres freiwilligen Zigeunerlebens, doch so hart hatte es uns noch nie getroffen.

Dieser Bericht hätte eigentlich eine Würdigung des North Channels, dieses traumhaft schönen Segelreviers im Norden der Great Lakes werden sollen .... jedoch manchmal kommt es anders, als man es sich erwünscht ....





Clapperton Island

Auf Clapperton Island, welche eigentlich aus mehreren kleinen Inseln besteht, steht ein altes, dem Zerfall freigegebenes Hotelressort. Es ist seit ca. 20 Jahren verlassen und die Vandalen und der Zahn der Zeit haben ihm arg zugesetzt. Die Datenschützer aus der Schweiz würden hier im „Roten“ drehen. Im Office liegen noch Originalrechnungen und Visaquittungen von ehemaligen Kunden offen herum. Man kann frei rumschnüffeln, wer und mit wem, hier gebucht hatte. Das Ganze sieht aus, als ob der Ort Hals über Kopf hätte verlassen werden müssen.
Auf all meine Fragen konnte mir leider niemand eine verbindliche Antwort geben und somit weiss ich bis heute den wahren Grund nicht, warum an diesem idyllischen Ort jetzt eine solche Ruine steht ...

Das Hotel.
Das Office. Der Salon.

Die Bar. Ein Bewohner von heute.
















Wieder zurück in den USA

Nachdem wir in den letzten Tagen recht zügig westwärts unterwegs waren, wurden wir nun durch stockdicken Nebel gebremst. Die Natur stoppte uns und verpasste uns ein paar Tage Ruhe. Wegen dem wirklich dichten Nebel, war ein Weiterkommen unmöglich. Trotz unseres gut funktionierenden Radargerätes, wäre es unverantwortlich gewesen, die Fahrt fortzusetzen. Diese Zwangspause, ganz alleine in einer grossen Bucht und mit einer Sicht vom Cockpit bis zum Bug unserer MOMO, tat überraschenderweise unserer Psyche sehr gut. Die Lebensgeister kehrten langsam zurück und allmählich freuten wir uns auf unser nächstes Ziel, die Rückkehr in die USA.

Anker auf, trotz Nebel.
Dank Radar ist die Fahrt auch so noch möglich. Wieder zurück in den USA.

Die "Einkaufsfrauen".
Die eindrückliche
Mackinac Bridge.
Mackinac Bridge und der mystische Mond.



Achtung wir kreuzen wieder grosse Frachter .... .... mit nicht ungefährlicher Bugwelle.
Materialtransport auf ein eine kleine Insel.  Ein Eis und die MOMO wartet im Hintergrund. Der Beach von
Harbour Spring.
 
Endlich Erholung ....  

Nach ein paar Tagen begann sich der festsitzende Nebelschleier etwas zu lüften und wir motorten die letzten Meilen bis zur Grenze. Drummond Island war der Einklarierungsort, den wir uns ausgesucht hatten. Es wurde unsere bisher originellste Einreise in ein fremdes Land. Der Zöllner war ganz neu, direkt ab der Schule und absolut ohne Erfahrung mit Yachten, welche nicht kanadischer, oder amerikanischer Herkunft waren. Er hatte keine Ahnung, wie er das Permit für MOMO ausstellen sollte und musste anschliessend sogar, per Telefon, Hilfe im ein paar Kilometer entfernten Büro anfordern. Da diese Einklarierung in einer privaten Marina  stattfand, war das uns egal, denn somit konnten wir inzwischen die Annehmlichkeiten dieser benützen … gratis wohlverstanden.
Die typische amerikanische Hilfsbereitschaft wurde uns auch sofort wieder bewusst. Die Leute in der Marina waren erneut sehr interessiert an uns und unserer Reise. Da wir auch unbedingt wieder unsere geschrumpften Lebensmittelvorräte aufzustocken hatten, nahm Yvonne das Angebot von zwei unbekannten Frauen gerne an, sie in den 10 Kilometer entfernten Supermarkt zu fahren.

Nach dem ruhigen North Channel befanden wir uns jetzt wiederum in dichter bevölkertem Gebiet. Dies zeigte sich, unter anderem, an den grossen Frachtschiffen, vor welchen wir uns nun vermehrt in Acht nehmen mussten. Um in den Lake Michigan zu gelangen, hiess es für uns, die grosse Hängebrücke über die Mackinacstrasse zu unterqueren. Diese Brücke, über welche wir letztes Jahr auch mit dem MOMObil fuhren, ist 8038 m lang und hat eine Spannweite von sagenhaften 1158 m.
Sie verbindet die beiden Kleinstädte Saint Ignace im Norden und Macinaw City im Süden. Als sie am 1. November 1957 eröffnet wurde, war es die längste Hängebrücke der Welt.
Heute ist die Mackinac Bridge immer noch die längste Brücke, mit nur zwei Verankerungen, in der westlichen Hemispäre, aber weltweit mittlerweile auf die dritte Stelle zurückgefallen.
Soweit etwas zu diesem Bauwerk.

Nachdem wir im Lake Michigan angekommen waren, wurden wir, wegen den ungünstigen Windverhältnissen, vor die Wahl gestellt, entweder ca. 3-4 Tage abzuwarten, oder gerade sofort nach Süden durchzustarten. Yvonne hätte lieber etwas gewartet und ich war für’s durchstarten. Der Admiral setzte sich durch und so segelten wir den ganzen Tag lang gegenan. Immer sehr hart, und manchmal sogar zu dicht am Wind, so richtig sportliches segeln also. Gefallen hat dies an Bord eigentlich niemandem, denn über Stunden mit starker Krängung segeln, ist eindeutig nicht mehr unser Brot. Ich denke, auch MOMO und das gesamte Material hat es lieber gemütlicher ….

In Harbour Spring angekommen, bereiteten wir uns und die MOMO auf unsere nächsten Besucher vor. Christian, Tammy und die beiden Jungs hatten wir für ein verlängertes Segelweekend eingeladen. Dazu aber mehr im nächsten Monat.