Dezember 2008



Wieder zurück auf der MOMO

Nach einem Monat, mit allen Annehmlichkeiten eines zivilisierten Wohnens, herrschte nun wieder der normale MOMO-Alltag. Morgens musste ich immer als Erster das warme Bett verlassen, um die Dieselheizung zum Laufen zu bringen und so eine angenehme Raumtemperatur im Boot zu schaffen. Wenn eine gewisse Wärme erreicht war, dann war auch meine Chefin bereit, das angenehme Klima des Bettes zu verlassen.

Hallo Fotograf.
Junge Alpaca sind ...
... vorwiegend ... ... am Grasfressen.

In der ersten Dezemberwoche wurden wir noch von der Sonne verwöhnt, doch die nächtlichen Temperaturen näherten sich bedrohlich dem Gefrierpunkt. In der Wettervorhersage sprachen sie schon von einer ungewöhnlichen Kältewelle, welche gegen den Nordwesten der USA anrollen sollte.
Wir glaubten dies damals noch nicht so recht und beradelten weiterhin, bei schönstem Sonnenschein die Insel. So führte uns eine der Touren auch auf eine Alpakafarm.

Das Alpaka ist eine, aus den südamerikanischen Anden stammende, heute domestizierte Kamelform, die vorwiegend ihrer sehr feinen Wolle wegen gezüchtet wird. Wie bei allen Kamelen ist der Körperbau der Alpakas durch relativ langgestreckte, schlanke Beine, charakterisiert. Weitere typische Merkmale sind der lange, dünne Hals und der kleine dreieckige Kopf. Sie sind etwas kleiner als Lamas und erreichen ein Gewicht von 55 bis 65 Kilogramm.
Alpakas sind sehr soziale Tiere und fühlen sich in Gruppen am wohlsten. Sie sind absolute Pflanzenfresser und ernähren sich fast ausschliesslich von Gräsern.
Während das Lama den südamerikanischen Zivilisationen vor allem als Lasttier diente, wurde das Alpaka ausschliesslich wegen seiner feinen Wolle gezüchtet. Schon bei den alten Inkas galt deshalb ein Alpakamantel, als Zeichen des Wohlstandes.



Der Schnee ist da

Wie angekündet wurde es immer kälter und kälter. Das Thermometer fiel in den Nächten auf minus 15 Grad und am Tage stieg es nur noch auf knappe 5 Grad, auch minus natürlich. Die Wasserleitungen am Dock wurden abgestellt und der Wind nahm rapide zu. Bei uns in der Schweiz würde man nun sagen, die „Bise“ hatte das Zepter übernommen. Die gefühlten Temperaturen fielen nochmals um etliche Grade und wir benötigten alle, unserer drei Heizquellen, um es im Innern der MOMO gemütlich warm zu haben.

Sonnenschein.

Abendstimmung.

Weihnachtsdekoration.

Nun wird es bitter kalt.
Der Glühwein tut gut.

Die "Güetzizyt" ist da. Ein Teil unsere Auswahl. Mhhhh ... keine Worte.

Dies gelang problemlos. Da wir vom letzten Winter her genug Erfahrung im Kampf gegen das Kondenswasser mitbrachten, wurde auch dies heuer zu keinem Thema. Der einsetzende Schneefall verursachte auf der gesamten Insel ein mittleres Chaos, sind sie hier doch nicht dafür eingerichtet. Normalerweise beträgt die Schneemenge so um die 2 cm. Nun stand die weisse Pracht aber plötzlich einen halben Meter hoch und die meisten Autos irgendwo an einem Strassenrand.
Winterpneus … die kennt man hier nicht. Einige Autofahrer hatten Schneeketten montiert, das sorgte wohl für Antrieb, doch wie steuert man dann mit den beiden anderen Sommerpneus?
Wir jedenfalls hatten diese Probleme nicht, sondern genossen sogar das kalte Wetter. Yvonne baute sich einen neuen Freund, da sie anscheinend etwas Abwechslung zu mir suchte. MOMObilly war ihr aber dann doch zu kalt und so kam sie wieder, zum Glück,  recht schnell zu mir zurück.

Die Hurrikanflagge ...
... kündete Schnee an. Freiblasen des Docks.

Schnee ...
Das Heck unter Schnee. Freischaufeln des Docks.

MOMO unter Schneelast. Yvonne am "Bäsele".
Ein Schneemann ... ... steht nun an Deck. Yvonne und MOMObilly. Schnee bei "Tante Emma"

Eingefrorene Leitungen. Ein Winterkurort ? Zermatt lässt grüssen.
Die Kirche.
Winteridylle im Hafen.
Distel im Schnee.
Natürliche Komposition. Verunsicherte Gänse.

Nun hatten wir endlich auch genügend Zeit, um unsere Alaskareise nochmals in aller Ruhe Revue passieren zu lassen. Das Verdauen des Erlebten benötigt doch auch immer wieder seine Zeit und besondere Erlebnisse hatten wir in den letzten Monaten ja bestimmt zur Genüge. Ein wenig stolz auf das Geleistete dürfen wir bestimmt sein, denn die navigatorische und planerische Herausforderung war nicht zu vergleichen, mit allem, was wir bisher bewältigen mussten. Nichts gegen das Auf und Ab in der Karibik, doch dies hier, ist wirklich ein anderes paar Stiefel.

Wie viele Male hatte ich den Drizzle (feiner Regen), den Nebel und die Regenschauer innerlich verflucht und doch, im Nachhinein gehörte dies eben zu Alaska. Wenn immer nur die Sonne geschienen hätte, das Ganze wäre bestimmt, auf Dauer gesehen, weit  weniger spektakulär gewesen.
Die unvergesslichen Erlebnisse mit den wilden Tieren, die totale Ruhe und Einsamkeit in der Wildnis, die gewaltige Bergwelt mit ihren Gletschermassen, die offenen und hilfsbereiten Einheimischen und für mich natürlich das Fischen, werden unauslöschlich in unserer Erinnerung haften bleiben. Unsere hochgesteckten Erwartungen an diesen Zipfel der Erde wurden mehr als erfüllt.

Schneewanderungen sind überaus gemütlich ...

... jedoch oft sind sie auch sehr anstrengend.
MOMObilly sagt jetzt
wieder tschüss.

Wir halten uns tapfer und wünschen "as Guet's Nöis"

Weisse Weihnachten auf der MOMO, das hatte ich mir eigentlich bislang nicht vorstellen können, doch nun war es Realität.
Da Roche Harbor ganz am Nordende der San Juan Island liegt und es hier im Winter keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt, waren wir also richtiggehend eingeschneit und blockiert. Dies störte uns jedoch nicht im Geringsten, denn der kleine „Tante Emma-Laden“ genügte vollauf für die Notversorgung. Bei Spaziergängen im Pulverschnee und unter strahlendem Sonnenschein, kamen zeitweise sogar alte heimatliche Gefühle hoch.

Zum Jahresende normalisierte sich die Wettersituation dann wieder und wir konnten die Einladung von Kathryn und Neil annehmen, das neue Jahr wiederum bei ihnen in Victoria zu begrüssen.
Die Party brachte „a lot of fun“ und so ging unser erlebnisreiches Jahr in einem würdigen Rahmen zu Ende.