Juli 2009



Fury Cove im Queen Charlotte Sound

Der Fury Cove ist ein allseitig perfekt geschützter Ankerplatz. Da warteten wir auf ein passendes Wetterfenster, um das tatsächlich nicht ganz ungefährliche Gebiet von Cape Caution bis Cape Scott zu überqueren.

Oben Sonne unten Suppe,
jedenfalls Nebelbänke

Von ausserhalb sieht das noch spannend aus ...

... eine Aufnahme von
mittendrin wäre nur weiss.

Der romantische
Ankerplatz in der Wildnis.

Der Weisskopfadler, hier heisst er Bald Eagle ...

das Wahrzeichen der USA
fliegt und jagt in Canada.
Die neu angesiedelten, schnuckeligen Seeotter ... ... sind die absoluten Lieblinge von Yvonne.
Das dies nicht nur eine leere Warnung ist ..

... bemerkten wir bei einem Rundumblick.

Auch anderes Wild gibt es hier zu sehen. Eine Wegmarkierung auf kanadische Art,

Hier an der Nordspitze von Vancouver Island, wo die Queen Charlotte Strait und der Queen Charlotte Sound zusammen treffen, ist es ungemein wichtig, die richtigen Wetterinformationen zu erhalten und auch zu berücksichtigen.

Wegen der starken Gezeitenströmungen, welche zeitweise gegen die Windrichtung verlaufen, bilden sich hier manchmal sehr unangenehme und konfuse Kreuzseen.
Da kann es schon vorkommen, dass die Boote hin und her geworfen werden, etwa wie in einer Waschmaschine im Schleudergang.
Sowas wollten wir aber garantiert nicht mitmachen.
Also hiess es für uns Zeitmillionäre wieder einmal …  abwarten und ... nein, nein nicht Tee trinken … sondern Tiere beobachten, Fischen gehen und Yvonne vertiefte sich in die Produktion ihres Seidenschmuckes.





Die Umrundung von Cape Scott und dann an die Pazifikseite von Vancouver Island

Sonne und Nebel gehören auf Vancouver Island zusammen.

Nach der längeren Warterei war endlich ein Weitersegeln vertretbar geworden. Der Wind hatte von Südwest auf Nordwest gedreht und wir hofften, dass der unangenehme und doch hohe Schwell sich nun in Kürze auch noch auf ein normales Mass zurückbilden werde. Dass Hoffnung bei Wetter- und Schwellprognosen aber immer reine Glückssache sind, mussten wir später leider dann am eigenen Leib erfahren.
Stunden später, als eine Rückkehr zum Ankerplatz nicht mehr möglich war, hiess es nur noch „Gring ache u seckle“, wie Anita Weyermann sagen würde.
Der Schwell hatte nicht abgenommen, sondern nur ein wenig seine Richtung geändert. Diese wie meistens natürlich zu Ungunsten für uns. Doch was soll’s. Wir sind auf der Westseite von Vancouver Island angekommen. Zwar total durchgeschüttelt, ohne Spass an der Reise und lange über der eigentlich eingeplanten Reisezeit.
Bei der ersten, einigermassen geschützten Ankerbucht gingen wir vor Anker. Am nächsten Tag sah alles schon wieder viel freundlicher aus. Die Sonne schien und die Stimmung an Bord pendelte sich wieder auf gewohnt gutem Niveau ein.

Meine improvisierte
Rutenhalterung hat sich schon mehrfach bewährt ...

... wie hier bei der
Einfahrt in den

Forward Inlet ...

... oder hier in Winter
Harbour mit einem super
4-er-Pack Lachse.
Zuerst muss ich auf
unserer Badeplattform
die Lachse filetieren ...

... dann ist Yvonne am
Zuge. Hier mit der Vakumiermaschine ...

... oder mit ihrer speziellen Präperation: Gravlax, einer schwedischen Spezialität.

Der Duft der Salmon (Lachse) hing in der Luft. Die Kanadier prophezeiten, dass der Sommer 2009 ein ausgezeichnetes Lachsjahr werden sollte. Da war ich nun aber gespannt, denn hier in Nordamerika heisst es überall und immer … the biggest … the best.

Also ging ich auf Lachsfang. Lachse im weiten Pacific zu fangen ist um einiges schwieriger, als dies in einem schmalen Fluss im Landesinnern, der Fall ist.
Für einmal wurden nun meine Erwartungen bei weitem noch übertroffen.

Nachdem ich die spezielle Fangtechnik rausgefunden hatte, war bei uns täglich selbstgefangener, wilder Pazifiklachs auf dem Teller.
Auch konnten wir uns einen angemessenen Vorrat, für unsere kommende Zeit in Kalifornien, im Tiefkühler anlegen.

Yvonne entwickelte sich mehr und mehr zu einer Spezialistin bei der Zubereitung meiner Fänge. Eine Konservierungsart hatte sie in Schweden entdeckt. Gravlax. Dies ist ein sehr ungewöhnliches Verfahren den Lachs zu trocknen … jedoch etwas vom Besten, um ihn dann später zu Geniessen. "Yummy Yummy", sagten unsere Besucher immer wieder einstimmig.


Von Bucht zu Bucht, von Ankerplatz zu Ankerplatz, von Minidorf zu Fishing Lodge, so angenehm plätscherten unsere Tage dahin. Nette Bekanntschaften mit Boaters und Kanuten. Fischen und die wilde Westseite dieser Insel geniessend, segelten wir Richtung Südosten, der Juan de Fuca Strait entgegen. Die Regentage blieben diesmal Mangelware. Nach der letztjährigen nassen Erfahrung in British Columbia konnte ich mein "trockenes" Glück kaum fassen.

Fishing logde von
Walters Cove mit einem ankommenden Flugtaxi.

MOMO in Gesellschaft von einigen typischen Logde-Sportfischerbooten.

Die wilde Westküste von Vancouver Island bei prächtigem Sommerwetter. Café und Kuchen nach British Columbia Style auf einem Landungssteg.
"Hallo Schweiz ..." tönt es über eine der wenigen öffentlichen Telefone.






Friendly Cove im Nootka Sound

Am 31. März 1778 landete der grosse britische Seefahrer James Cook im Nootka Sound und am 10. Juli 2009 taten wir dasselbe mit unserer MOMO. Das zweite Datum kannst du natürlich ruhig vergessen. Es hat einzig für uns eine kleine Bedeutung, denn, wenn man im Kielwasser so bedeutender Abenteurer und Eroberer segelt, dann  …. na ja ....

Der Leuchtturm von
Friendly Cove in
der Abendsonne ...

... und hier im täglichen Morgennebel.
Das Leuchtturmwärter-ehepaar geniesst unseren Besuch.

Der Eintrag in das Gästebuch ist natürlich Ehrensache.

Wir ankerten hinter dem alten, jedoch noch immer bewohnten Leuchtturm von Friendly Cove.
Von hier aus konnten wir die doch geschichtsträchtigen Stellen gemütlich erwandern.
Eindrücklich war vor allem die renovierte Kirche in Yuquot, einem Dorf, das schon lange nicht mehr existiert. Hier sollen die Briten und die Spanier im Jahre 1792, anlässlich der Nootka Convention, einen wichtigen Friedensvertrag ausgehandelt haben.

Die geschmackvoll restaurierte Kirche von Yuquot, in Friendly Cove.

Der indianische Einfluss
ist im Innern der Kirche
gut sichtbar.

Dieses Fenster zeigt die Verhandlungen der Spanier und Briten ... ... aus dem Jahre 1792

Ob geschichtsträchtig oder nicht, uns interessierte eigentlich das aktuelle Geschehen und Leben mehr.

Zum Beispiel der Besuch und die Unterhaltung mit dem Leuchtturmwärter-ehepaar war echt spannend. Um so ein Einsiedlerleben, vor allem in den Wintermonaten, wenn hier keine Yachties mehr aufkreuzen, auszuhalten, muss man dazu geboren sein.
Ausser den normalen Unterhaltsarbeiten an der gesamten Anlage müssen alle vier Stunden die Wetterdaten abgelesen und an die Zentrale durchgegeben werden. Dazu muss man noch erwähnen, dass das schneeweise Wohnhaus und die Messstation etwa 50 Meter voneinander entfernt stehen. Bei unserem Besuch war eitler Sonnenschein. Ich kann nur erahnen, was es heisst, diesen Job auch bei einem Wintersturm und dann erst noch mitten in der Nacht, auszuführen. Hut ab vor diesem Leuchtturmwächterpaar. Übrigens …. ihr Fernziel ist, eine Segelyacht zu kaufen und dann in ein paar Jahren ihre Insel, Vancouver Island, zu umrunden.

Ein Wal nutzt hier die Küste für sein"Hautpeeling"

In dieser Ecke der Insel gibt es noch einen Strandabschnitt, welcher für uns nichts Besonderes darstellte, jedoch bei den grossen Walen sehr beliebt ist.
Dieser Strand, ca. 500 Meter lang, fällt relativ steil ab und besteht aus lauter kleinen Kieselsteinen. Die Kolosse können so problemlos an Land „auffahren“, sich unter Wasser in den Kieselsteinen genüsslich wälzen und dann wieder zurück ins tiefe Meer plumpsen.
Bei den Menschen nennen wir dieses Prozedere Hautpeeling. Die Wale sind da natürlich weniger eitel und sind schon zufrieden, wenn sie damit einige tausend Barnacles und sonstige unbeliebte Mitreisende losgeworden sind.
Stell dir einfach vor, du sitzt am Strand und nur ca. 20 Meter entfernt von dir, spielt sich dieses Naturspektakel ab … auch das ist Vancouver Island.





Hot Springs Cove im Maquinna Marine Park


Dies sollte ein weiteres Highlight auf der Westseite der Insel werden. Hot Springs Cove liegt etwas nördlich von Tofino. Da Tofino sehr vom Tourismus lebt, lag es auf der Hand, dass diese Menschenflut auch auf diese, eigentlich ruhige Landschaft überschwappt.

Die Entstehung der
Hot Springs Cove im Maquinna Marine Park.
Achtung ... Rutschgefahr
bei Nässe.
Heute war es aber trocken
Aus Umweltschutzgründen ist der 2 km lange Fussweg mit Holz ausgelegt ...

... in jeder Holzplanke haben sich die verschiedenen Besucher verewigt.
Die kanadische Lösung, wenn ein Baum im Wege steht. Verschiedene Naturpools
in den wilden Felsen.
Yvonne geniesst es,
ganz allein in einem kleinen Felsenpool zu baden.
... und ich bevorzuge es mehr mit den "heissen" kanadischen Besucherinnen.

Wir waren also vorgewarnt.
Und tatsächlich.
Schon als wir den Fjord hochfuhren, überholten uns die ersten Speedboote und einige kamen uns entgegen, diese natürlich mit frisch gebadeten Touristen an Bord.
Wir suchten uns einen Ankerplatz, etwas ab der Speedbootstrasse. Kurz darauf ein lauter Lärm, ein Rauschen und ein Wasserflugzeug landete direkt neben uns.
Vom Regen in die Traufe, oder in unserem Fall, vom Speedboot- zum Flugzeuglärm. Dann kam langsam der spätere Nachmittag und siehe da, es wurde angenehm ruhig. Nun hatten wir, zusammen mit ein paar Kanuten den gesamten Ankerplatz und die Hot Springs für uns alleine.
Der halbstündige Fussweg dorthin führte uns durch einen märchenhaften Regenwald. Zum Schutze dieses, ist der „Boardwalk“ komplett aus Holzplanken ausgelegt, welche von unzähligen Yachtcrews mit Schnitzereien und Monogramms versehen wurde.
Bei den Pools sprudelt das heisse Wasser aus den Felsspalten und sammelt sich unten in den verschiedenen Naturbadewannen. Die untersten Pools werden, je nach Stand der Tide, von den Wellen des Meeres immer wieder mit Salzwasser gekühlt. Ein heisser Badespass per Exzellenz.




Ucluelet

Hier ist unsere Endstation bei der Umrundung von Vancouver Island. Um ganz ehrlich zu sein, es war eigentlich nur eine 3/4-Umrundung. Das letzte Stück, die Juan de Fuca Strait bis nach Victoria, haben wir uns erspart.

Welcome to Ucluelet,
auf der Westseite von Vancouver Island.

Unser nächstes grosses Ziel ist ja San Francisco in California. Da lag es natürlich auf der Hand, Ucluelet als unseren Abgangspunkt aus Kanada zu wählen.

Ganz anders, als das von den Touristen überschwemmte Tofino, ist Ucluelet noch heute ein ruhiges und beschauliches Fischerdorf geblieben.

Für uns begann nun wiederum die Wetterplanung für den nächsten 700 Meilentrip nach California runter. Laut den langjährigen Wetterbeobachtungen sollte sich im August über dem Nordpazifik immer ein stabiles Hochdruck bilden. Dies würde uns den benötigten Nordwind bringen.
Momentan war aber noch kein grösseres Hoch im Anzug, doch wir hatten ja genügend Wartezeit eingeplant.
Rund um das Dorf gab es den „Wild Pacific Trail“. Dieser beinhaltet verschiedene interessante Wanderungen entlang der Pazifikküste. Am Ende unserer Warterei hatten wir alle abmarschiert.

MOMO vor dem
Fischerhafen von
Ucluelet vor Anker ...


... und MOMÖchen, eingeklemmt zwischen
den Fischerbooten.
Besuch von unseren Freunden Norma und Rolly aus Sidney BC.

Neblige Morgenstimmung am Ankerplatz.

Doch vorerst erwarteten wir noch den Besuch von Norma und Rolly, unseren Freunden aus Sidney.
Sie besuchten uns mit dem Auto, um nochmals ein paar Stunden mit uns zu verbringen.
Es sind einmal mehr sehr gute Freunde, welche wir leider immer wieder verlassen müssen …
Während unseres Aufenthaltes waren die Ukee Days (Ucluelet Tage). Ein buntes Treiben mit vielen kleinen Imbissbuden, musikalischer Unterhaltung und einem traditionell typisch kanadischen Holzfällerwettkampf.

Der Einmarsch eines Wettkämpfers mit seinem Sportgerät, einer Säge.

Rohe Kraft, Technik und eine gute Kondition sind hier unbedingt nötig.

Auch auf eine gezielte "Schmierung" kann nicht verzichtet werden.

Dies hier sieht eigentlich recht einfach aus, ist aber sehr gefährlich.
WOW ... women power pur, natürlich hier in BC, "Made in Canada".

Die Schleifmaschine wird
zu einem rassigen Renncar
umfunktioniert.

Als Zieleinlauf muss das
(hoffentlich) alte Duvet in Aktion treten.
Nicht alle Fans können heute noch die Kleidergrösse 38 tragen.

Harte Männer und einige wenige "taffe" Girls massen sich mit Säge und Axt. Einmal mussten speziell vorbereitete Baumstämme in kürzester Zeit zersägt werden. Dann wurden Kerben in einen ca. 5 Meter, hoch aufgestellten Baum geschlagen. Anschliessend wurde dort ein Tritt eingeklemmt und der Athlet kämpfte sich so immer weiter nach oben.
Mit dem Beil wurde auch auf Zielscheiben geworfen … so ganz à la Winnetou.

Dann gab es auch die verschiedenen Wettkämpfe mit der Motorsäge. Ich sass da, auf einer speziell für diesen Anlass aufgestellten Tribüne, inmitten eines fachkundigen Holzfällerpublikums. Die Anfeuerungsrufe waren nicht gerade so spektakulär laut wie die frisierten Motorsägen, doch war es mehr als nur ein murmeln.

Ach ja, da ist noch ein Wettkampf, welcher zu erwähnen ist. Handschleifmaschinenrace. Noch nie gehört? Das geht folgendermassen. Man nehme eine normale Handschleifmaschine und stülpe ein Rennautogehäuse darüber. Als Rennpiste werden zwei  ca. 10 Meter lange Holzbretter, mit beidseitigen Leitplanken versehen, benötigt.
Das Ziel ist, diese Strecke so schnell wie möglich zurückzulegen. Gestoppt werden diese Boliden, natürlich erst nach der Zieldurchfahrt, von einem alten Duvet.
Auch diese Teilnehmer waren alle mit Feuereifer bei der Sache und hier sah man das sprichwörtliche "Kind im Manne".