Juni 2009



Zurück in der Wildnis

So wie mich letztes Jahr das nasse und kalte BC-Wetter frustriert hatte, so überraschte es mich nun dieses Jahr, aber auf die positive Seite. Auf unserem Weg nordwärts ankerten wir wiederum
in idyllischen, während dieser Jahreszeit noch leeren Buchten. Erst im Juli und August werden die Scharen von Booten hier ausschweifen und sich wie eine Heuschreckenplage über die Region ausbreiten.

SY Finte am Ankerplatz in der Thurston Bay.
MOMO alleine im Free-dock von Port Neville. Dieses Transportschiff entpuppte sich als ...

... Transport von Alteisen und abgewrakten Autos.
MOMO im Regen. Hafen von Port McNeil ... ... und die Arbeit der ... ... "guten" Handwerker.

Nachdem wir die Rapids hinter uns hatten, segelten, oder motorten wir an zum Teil noch unberührten Regenwäldern vorbei. Es zeigten sich uns wiederum viele Seelöwen, Seehunde und Bald Eagles, doch die Bären verkrochen sich
unverständlicherweise immer noch vor uns.
Mit dem Dinghi erkundeten wir verschiedene kleine Buchten und Inlets und versuchten Wanderungen auf einigen Inseln zu machen. Dies blieb aber grösstenteils beim Versuch, denn die dichte Vegetation in diesen Wäldern liess dies meistens leider nicht zu. Hier ist die Natur noch Intakt, sofern man nicht allzu viel auf die, auf einigen Inseln teilweise total abgeholzten, Waldhänge schaut. Heute müssen diese Ganzrodungen innert kürzester Zeit wieder aufgeforstet werden und so wächst da der Wald relativ schnell und geordnet wieder nach.

Ein paar Wochen vorher vereinbarten wir mit Eva und Hans, von der SY Finte, abends um acht immer auf VHF 16 stand-by zu sein. Tatsächlich kam so eine Verbindung zu Stande und wir vereinbarten ein Treffen in der Thurston Bay. Von diesen Beiden, welche mit ihrem Boot eine längere Zeit in Polynesien verbracht hatten, bekamen wir nochmals viele gute Infos und sonst noch allerlei Nützliches, mit auf unsere weitere Reise. Sie wollten dieses Jahr nur ein wenig in den Broughton‘s rumhängen und dann im September nach Deutschland zurück fliegen. Schliesslich stand ja ein grosses Geburtstagsfest vor der Türe … daher schon heute: „Herzlichen Glückwunsch Hans“.

Heimkehr nach dem
Crabsfang.
Der Fang war mehr als genug. Hier ein überaus grosser Rockfisch ...

... und hier ein Eimer mit fetten Prawns.
Dies ist ein 80 cm grosser Lingcod ...

... und hier ein unge-
niessbarer Sonnenstern.

Nach ein paar Tagen ging es für uns weiter nordwärts. Im Nu waren wir wiederum in Port McNeil und MOMO war aufgefüllt mit den notwendigen Grundnahrungsmitteln für die nächsten Wochen. Wir hatten inzwischen beschlossen, dass wir von hier aus noch nicht direkt um das Nordkap von Vancouver Island segeln wollten. Zuerst beabsichtigten wir noch etwas weiter nördlich zu gehen. Laut meinen Informationen war in der Region des Hakay Passes ein exzellentes Fischrevier.

Bisher hatten wir noch keine Salmen gefangen und dies wollte ich nun unbedingt nachholen. Leider blieb es beim Wollen, denn wir waren noch zu früh in der Saison. Der erste Lachszug war ein paar Wochen vorher schon durchgezogen und der nächste war noch nicht in Sicht. Somit konnte ich meine „Fischerlust“ nur bedingt ausleben. Das erste frische Lachsfilet liess weiter auf sich warten.
Crabs im Überfluss, mehrere Lingcods um die 80 cm Länge, Rockfische und fette Prawns (Riesencrevetten) waren meine Ausbeute. Sie bereicherten und bestimmten unseren täglichen Menuplan.

In der Schweiz wäre ich mit diesen Fängen mehr als zufrieden gewesen, doch hier in British Columbia wird man unweigerlich ein wenig anspruchsvoller.

Linda von der SY Taranga.
TO-Vancouver-Gerd
kommt zu Besuch.

MOMO und Taranga vor
Anker in der Pruth Bay.

Der neue Beachanker
von klein MOMO.
Ein origineller, aber verlassener Holzsteg. Vielleicht findet Yvonne wieder etwas Spezielles. Die Wasserflugzeugtaxis sind hier in ... ... British Columbia etwas ganz alltägliches.

Kurz vor der Umrundung von Cape Caution trafen wir auf einem Ankerplatz, ganz unverhofft, auf Linda und Gerd. Dies sind die beiden Trans Ozean Stützpunktleiter von Vancouver, mit welchen wir schon letztes Jahr in Vancouver und später noch in Alaska zusammen waren. Da sie für die nächsten Tage in etwa das gleiche Ziel hatten, segelten wir zusammen weiter. Wiederum konnten wir nun von ihrem Insiderwissen profitieren. Sie befahren diese Region schon seit über dreissig Jahren und wissen deshalb genau, welche Buchten und Ankerplätze die Besten sind.
Somit kamen wir doch noch zu einer ausgedehnten Wanderung, denn auch darüber wussten sie Bescheid. Da es keine öffentlichen Wanderinformationen im nördlichen British Columbia gibt, nahmen wir ihr Angebot, uns auf den „Mount Unbenannt“ zu begleiten, dankend an.

Panoramabild vom
grossen West Beach.

Romatische Ecken ... ... und endloser Sand ...

... unterbrochen von Strandwanderer ... ... und Yvonne, welche wieder am "Suchen" ist.
Strandkunst.

Zvieripause.

Spuren im Matsch ... ... im harten Boden ...

... und im Sand.





















Der Ankerplatz in der Pruth Bay lag genau vor dem Hakay-Promi-Ressort. Für eine Übernachtung hier in der Wildnis draussen, im Ressort drinnen ist natürlich jeder Luxus vorhanden, muss man dann aber schon mal an die 1‘000.- Dollar …. selbstverständlich pro Tag, hinblättern. O.K. … darin ist auch die Mitbenützung des Luxus-Sportfischerbootes und die Begleitung eines revierkundigen Fischguides inbegriffen.

Dass auch diese Preiskategorie der Luxusressort die Krise spüren, zeigte sich an den Öffnungszeiten für das Jahr 2009, denn diese lauteten: „geöffnet nur im Juli und August“.

Der Eingang zum Look-
out and Beaches Trail ...

... welcher durch grünes
Dickicht führte ...
... und machmal braucht
es sogar eine Leine ..

... Aussicht von oben auf den West Beach.
Kleine Seelein auf dem Gipfel. Ähnelt dieser "Burl"
nicht sehr einem Kopf?
Schöne Rücken, können auch entzücken. Mannschaftsfoto der Hügelwanderer.

Unsere Wanderung führte uns zuerst ein wenig über das Gelände des Ressorts, denn dieses liegt direkt anschliessend an den Provincialpark.
Über den grossen West Beach, an welchem sich Yvonne tagelang hätte verweilen können, fanden wir dann den originellen Eingang zum „Lookout and Beaches Trail“.
Über Stock und Stein, über und unter umgefallenen Bäumen hindurch, ging es immer höher und höher hinaus.
Kein perfekt ausgebauter Wanderweg, aber ein gut unterhaltener Trail, sehr ähnlich wie bei uns in den Alpen.
Das Wetter spielte, nach ein paar Regentagen, an diesem Tage mit und die Aussicht vom höchsten Punkt aus war auch dementsprechend eindrücklich.


Linda und Gerd wollten am nächsten Tag noch weiter gen Norden, wir jedoch machten rechtsumkehrt und segelten der Westküste von Vancouver Island entgegen. Inzwischen hatte sich aber in unserer Region ein hartnäckiger Nebel, gepaart mit Regen, festgesetzt. In der Wettervorhersage konnten wir hören, dass an unserem Ziel, Westseite Vancouver Island, schon seit längerer Zeit die Sonne schien … und wir sassen hier immer noch fest.

Bei Hochwasser eine
kleine Insel und bei ...
... Niedrigwasser mit
dem Festland verbunden
MOMO ankert im Nebel
und Regen.

Der Scheibenwischer macht seinen Job. Die Coast Guard ver-
steckt sich im Nebel.















Ein ganz spezieller Fang


Alles hat bekanntlich immer zwei Seiten, so auch unser Festsitzen und Warten in Fury Cove. Bei meinen „Nebelregenfischtouren“ hatte ich einen Fang der ganz besonderen Art.
Anstelle eines Halibutes, für welchen ich meine Angel präpariert hatte, verfing sich etwas weitaus kostbareres (nur geldmässig natürlich) in meinem Angelhaken. Hailbut fischt man auf ca. 60-90 Metern Tiefe und so dauerte es eine Weile, bis ich meinen Fund im Boot hatte. Dass es dieses Mal kein Fisch war, bemerkte ich sofort. Dann hatte ich den Haken aus dem Wasser und daran war nur eine Angelleine. Scheisse, dachte ich zuerst … doch dann begann ich die raufgeholte Leine reinzuziehen. Nun kam eine Angelrute mit grosser Angelrolle zum Vorschein. Alles war belegt mit kleinen Muscheln, doch die Rolle drehte und funktionierte noch perfekt. Sie gab immer noch einen Ton von sich, welcher mein Fischerherz höher schlagen liess.

Mein Fang ...
... eine Islander "MR 2" ...
... inklusive Bewuchs ... ... und Muscheln.

Zurück auf der MOMO begann ich sofort mit der Reinigung der Rute, welches eine relativ einfache Arbeit war. Ein wenig Essig über die Muscheln, fünf Minuten einwirken lassen und mit einem Plastikspachtel nur noch abschaben. Die Rolle nahm ich total auseinander, spülte und reinigte alles, bevor ich sie, mit einem speziellen Fett, welches ich auch für unsere Lewmarwinschen brauche, wieder richtig einfettete.
Yvonne konnte meine Begeisterung über diesen Fund überhaupt nicht teilen. Du hast doch schon genug Angelruten und überhaupt, die ist bestimmt durchgerostet, usw. usw.
Sie hatte viele Argumente dagegen, doch keines überzeugte mich. Ich war noch mehr begeistert von der Rute und dem Ton der Rolle. Das war wie echte Musik … wie eine Harley Davidson des Fischens.

Nun muss ich etwas vorgreifen. Als ich dann einige Zeit später in einem Fischereizubehörladen in Winter Harbor, an der Westküste von Vancouver Island, genau dieselbe Angelrolle ausgestellt sah, musste ich zweimal hingucken. Ich fragte den Verkäufer, ob das wirklich der richtige Verkaufspreis sei, denn dieser betrug unglaubliche 590.- Dollar.
Nun holte ich Yvonne, unter einem wichtigen Vorwand, denn sonst ignoriert sie konsequent den Besuch meiner Lieblingsläden, in das Verkaufsgeschäft herein. Dort zeigte ich nur kommentarlos mit dem Finger auf den Verkaufspreis meines Fundes und war entzückt über ihren ungläubigen Gesichtsausdruck.
Einen solchen „600.- Dollar-Fisch“ werde ich sehr wahrscheinlich nie mehr fangen.