März
2004
Dominica
Mit
Peter, unserem neuen Gast, segelten wir anfangs März Richtung Norden.
Guadeloupe war unser Ziel. Nach dem herrlichen Segelwetter, welches
wir letzte Woche mit Philippe geniessen durften, hatte sich nun leider
wiederum der Regen durchgesetzt. Laut Meteostatistik sollte es im März
nur noch drei Regentage geben. Dass aber die Statistiken meistens doch
nicht stimmen, ist ja eigentlich regenklar.
Das
Ankern vor Roseau, der kleinen Hauptstadt von Dominica, erwies sich
als sehr schwierig und etwas unsicher. Daher nahmen wir gerne das Angebot
eines Einheimischen, seine Boje zu benützen, an. Zuerst wollte
er von uns unverschämte 10.-- US$. Nach einigem hin und her, einigten
wir uns auf realistische US$ 5.--.
Kurze Zeit später kam eine laute Charteryacht an die nächste
Boje. Bei dieser verlangte der "Rasta" sogleich US$ 15.--.
Ohne zu Zögern und zu überlegen wurde dieser Betrag von der
Charterbootcrew bezahlt. So werden leider überall die Preise in
die Höhe getrieben. Leidtragende sind dann wir Langzeitsegler,
welche solche Phantasiepreise aus einer einzigen Kasse bezahlen müssen.
Der
Unterschied zwischen Dominica und Martinique ist riesengross. Hier existiert
noch ein einfacher und bescheidener Lebensstandard, keine grossen Touristenströme
und kein Geldfluss, über Frankreich, von der EU. Hier ist alles
nochmals langsamer und um Jahre zurückgeblieben. Wir fanden jedoch,
dass das überhaupt kein Nachteil ist. Die Leute scheinen, trotz
weniger Luxus und Komfort, nicht unglücklich zu sein.
Ein
kleiner Ausspruch "unseres" Bootsjungen, welcher uns jeden
Tag Bananen, Grapefruits und Orangen zur MOMO
raus brachte und dies notabene nur auf seinem alten Surfbrett: "I
make me happy every day!" ist bezeichnend
für die Einstellung der Insulaner.
Guadeloupe
Guadeloupe
haben wir mit dem Mietauto erkundet. Peter versuchte, langsam der Verzweiflung
nahe, endlich die hier von ihm erwarteten Karibikschönheiten zu
finden. Leider immer noch ohne grossen Erfolg. Wenn ich ihm dann, in
einem solchen Moment, noch von den umwerfenden Brasilianerinnen erzählte,
griff er mir beinahe an die Gurgel und verlangte ultimativ, dass ich
sofort den Kurs Richtung Südamerika abstecken müsse. Spätestens
in diesem Moment protestierte jedoch Yvonne sehr vehement, warum wohl?
Pointe-à-Pitre,
die Hauptstadt, wurde im Laufe der Jahre mehrmals durch Hurrikans, Erdbeben
und Feuer zerstört. Daher ist es leicht verständlich, dass
die alten, schönen kolonialzeitlichen Gebäude heute durch
monotone Betonklötze ersetzt wurden.
Les
Saintes
|
|
Aussicht
vom Fort Napoléon, nach Westen ....
|
....
und Süden. |
Auf unserer
Rückreise machten wir einen kurzen Zwischenstop auf den Les Saintes.
Diese winzige Vulkaninselgruppe ist nur ca. 6 Seemeilen südlich
von "Basse Terre" gelegen. Den Namen erhielten diese Inselchen
von Kolumbus, laut Überlieferung, weil er sie am 1. November (Allerheiligen)
entdeckt hatte. Auf dieser verträumten Plantageninsel gibt es heute
mehrere sehr schöne Sandstände. Auf dem höchsten Punkt
ist das renovierte Fort Napoléon. Im Frühjahr 1782 soll
hier, vor Les Saintes, eine entscheidende Seeschlacht stattgefunden
haben, welche General Rodney gewann und so den Briten die Vorherrschaft
in der Karibik gesichert hatte.
Wir selber waren, in absolut friedlicher Absicht, in der Bucht vor Le
Bourg vor Anker gegangen. Das flanieren durch das, wenn die Tagestouristen
mit der letzten Fähre um 16:00 Uhr abgereist waren, romantische
Dörfchen, war sehr angenehm. Da der Rückflug von Peter aber
immer näher rückte, mussten wir wieder weiter. Eigentlich
war's schade, doch unser Handeln bestimmte halt wieder einmal mehr der
europäische Termindruck.
Martinique
Nochmals
Dominica, dann Fort de France, Anse Mitan und St. Anne auf Martinique,
waren unsere letzten Stationen mit Peter. In Fort de France ankert man
praktisch Seite an Seite mit den Kreuzfahrtschiffen. Es war jedesmal
ein "herrliches" Bild, wenn so ein Riese seine Passagiere
ans Land entliess. Wie Hühner und Enten watschelten, die meist
sonnenverbrannten und übergewichtigen, mit Klunkern und Videokameras
behangenen "Abenteurer", den wartenden Einheimischen ins Messer.
Das Ambiente
im attraktiven und lebendigen Fort de France ist sehr angenehm. Das
Zentrum ist ein Netz aus schmalen Strassen, bunten Häusern mit
schmiedeeisernen Balkonen und unzähligen Geschäften.
Das originelle
Haus, die "Bibliothèque Schoelcher", wurde extra für
die Weltausstellung in Paris von 1889 entworfen und gebaut. Nach der
Ausstellung zerlegte man es in Einzelteile, verschiffte diese nach Martinique
und baute sie hier wieder zusammen.
Die letzten
beiden Tage verbrachten wir in St. Anne. Hier stimmte endlich wieder
einmal alles zusammen. Das Sonne hatte erbarmen mit unserem Gast, das
Wasser war türkisblau und der Sandstrand wie auf den Postkarten.
Ein letztes Auftanken für Peter und dann hiess es für ihn,
retour in den Winter.
Nach diesen
Wochen, wo wir Gastgeber (was wir ausgesprochen gerne waren) spielen
durften, begann auch für uns nun wieder das Alltagsleben. Der Einbau
unserer neu gekauften SSB-Funkanlage, der Austausch unserer defekten
Ankerkette und einige sonstige kleinere Reparaturarbeiten an der MOMO
standen an.
Und da
war natürlich immer noch unsere Unsicherheit und das grosse Überlegen:
wo verbringen wir die nächste Hurrikanzeit?
Im Kopf hätten wir eigentlich Venezuela. Ein wunderschönes,
wildes Land. Laut einigen Berichten aus Seglerkreisen aber vielleicht
doch zu wild, sprich zu unsicher? Von den Kapverden und Brasilien wurde
uns zuvor aber auch immer wieder abgeraten. Im nachhinein war es die
mit Abstand bisher schönste Zeit auf unserer Reise. Wir sind momentan
noch hin und hergeworfen, wägen das gewisse Risiko, mit den zu
erwartenden Schönheiten des Landes, ab. Diskutieren viel mit anderen
Seglern, welche die Situation in Venezuela persönlich kennen. Wir
versuchen überall an zuverlässige Infos zu kommen, um den
für uns richtigen Entscheid fällen zu können.
Nochmals
Eindrücke aus Martinique
|