März 2008





Zurück auf der MOMO

Die lange Rückreise nach Sidney B.C. verlängerte sich nochmals um mühsame sechs Stunden. Wegen den heutzutage ja normalen Verspätungen im Flugverkehr, hatten wir ein Umsteigepolster von zwei Stunden eingeplant, doch sollte dies leider nicht ausreichen. Die Zollabfertigung auf dem Flughafen von Seattle dauerte eine Ewigkeit und so verpassten wir, wegen lumpigen 10 Minuten zu viel Verspätung, unseren Anschlussflug nach Vancouver Island.
Immer, wenn wir bisher auf dem Seewege mit der MOMO nach den USA eingereist waren, war dies echt easy. Keine unnötigen Wartezeiten, keine Fingerabdrücke, keine Digitalbilder und immer nur sehr freundliche Zollbeamte. Die Aufenthaltsbewilligung für 12 Monate wurde uns, als Segler, bisher immer problemlos gewährt, welch grosser Gegensatz jetzt zu uns Flugzeugtouristen.
Ich verstehe nun auch die Aussage einiger Passagiere, dass man leicht das Gefühl bekommen könnte, man werde vom Zöllner prinzipiell als möglicher Terrorist angesehen.

Fondueessen mit Dean und Leo.

Wiedersehen mit Kathryn und Magie

Kurz vor Mitternacht trafen wir auf dem internationalen Flughafen auf Vancouver Island ein und wurden, welch angenehme Überraschung, von Dean und Leo mit dem Auto abgeholt.
Dass uns eine kanadische Zöllnerin extrem mürrisch abfertigte und zudem noch falsche Aussagen über unsere Aufenthaltsdauer mit auf den Weg gab, war uns zu diesem Zeitpunkt egal. Wir wollten nun nur noch schlafen gehen.
Die noch ungeheizte MOMO erwartete uns und hatte unsere Abwesenheit gut überstanden. Mit dafür verantwortlich waren unsere Seglerfreunde Norma und Rolly, welche täglich ein Auge auf sie gerichtet hatten.

Der Bordalltag hatte uns ruck zuck wieder im Griff und die letzten Vorbereitungen für unsere Fahrt nach Alaska begannen. Jetzt mussten, u. a. nun endlich die Papierkarten und die Cruising Guides beschafft werden. Dies stellte sich, als ein schwierigeres Unterfangen dar, als eigentlich vorhergesehen. Klar, wir wollten, da wir diese Navigationshilfen doch nur für eine Saison brauchen werden, nicht neu kaufen. Gebrauchte, jedoch auch nicht allzu alte, genügten uns schon. Trotz intensiver Suche wurden wir nicht fündig. Da mir aber das Glück einmal mehr Pate stand, bekamen wir, in der letzten Woche vor unserem Start, alle benötigten Seekarten und den Alaskaguide, von Stephanie und Jim ausgeliehen.
Stephanie, eine gebürtige Deutsche und Jim, waren ein paar Monate zuvor von ihrem „Big Loop“, so nennt man hier die zweijährige Rundreise von San Francisco, über Polynesien, Hawaii, Alaska und nach British Columbia, zurück gekehrt. Da sie nun in diesem Jahr keine Seereise unternehmen werden, stellten sie uns einen grossen Karton, voll mit all den von uns benötigten nautischen Unterlagen zur Verfügung. Ausser zwei Cruising Guides mussten wir nichts mehr dazu kaufen. Jeder Blauwassersegler unter den Lesern weiss, wie viel eine Seekarte kostet und wie viel wir demzufolge einsparen konnten. Danke Stephanie und Jim.

Ausmessen ...
... nähen ... ... und fertig ist das neue Cockpitdach.

Meine Reisevorbereitungen beschränkten sich weitgehend auf das Überprüfen des Bootes und der groben Planung der Reiseroute. Yvonne dagegen hatte ein volles Arbeitspensum zu verrichten. Das Cockpitdach war mittlerweilen von der Tropensonne und hier in B.C. vom Regen, arg in Mittleidenschaft gezogen worden und musste demzufolge ersetzt werden. Da diese Arbeit  ein typischer „Pink-Job“ ist, war Yvonne gefordert. Das Segelmacherehepaar, Wendy und Rick, stellte uns einen Teil ihres Ateliers, zur Verfügung. So konnte Yvonne, welche ja bekanntlich  Profi auf ihrer Bernina ist, sich auf den grossen Industrienähmaschinen austoben.

Genuareparaturarbeiten ...

... unterhalb des normalen Fussbodens.

Das neue Dach war überraschend schnell fertig gestellt und so reichte die Zeit problemlos noch für eine grössere Reparatur der Leichtwindgenua. Dort war der Sonnenschutz total zerfetzt und musste dringend ersetzt werden.
Dies stellte für Yvonne wiederum kein Problem dar und, nachdem auch diese Arbeit erledigt war, kam noch die Grosssegelpersenning unter ihre Fittiche. Hier mussten alle Nähte nachgenäht werden, da die Fäden zu brüchig geworden waren.

Ende gut alles gut … Rick versuchte Yvonne zu überzeugen, doch bei ihnen zu Arbeiten.
Das Monatsende nahte und das Wetter hatte sich immer noch nicht gebessert. Der im Februar in der Schweiz aufgetankte Vorrat an Sonne war längstens aufgebraucht und die letzten Grosseinkäufe getätigt.

Lachsessen bei Wendy + Rick, den Segelmacher.

Welch eine Delikatesse ...

Das schmerzhafte Abschied nehmen musste einmal mehr hinter uns gebracht werden, auch wenn es mit feinen Nachtessen verbunden war.

Leo, ein ausgewanderter Holländer und Dean, ein Kanadier, hatten sich entschlossen, ebenfalls den Weg nach Alaska zu wagen. Da beide noch keine grosse Segelerfahrung haben, fragten sie uns, ob es möglich wäre, sich uns anzuschliessen. Sie bräuchten aber noch einen Monat Vorbereitungszeit und würden uns dann in der Gegend um Pender Harbor treffen. Das war für uns kein Problem, hatten wir doch sowieso vorgesehen, zuerst nach Vancouver zu segeln. Also waren wir gespannt, ob die Beiden tatsächlich dann auch zu uns stossen werden.

Als auch die verschiedenen Abschiedsessen verdaut waren, hiess es endgültig: „Leinen los zum Abenteuer Alaska“.