Mai 2008



Nordwärts

Die Lebensmittel für die nächsten drei Wochen waren verstaut, das Wetter versprach, weiterhin kalt und nass zu bleiben. Somit machte es keinen Sinn, noch länger in Pender Harbour zu verbleiben. Es lagen ja noch immer ca. 1000 Meilen bis zu unserem nördlichsten Punkt vor uns.
Also segelten wir los, doch stimmt dies leider nicht genau, denn, wir mussten zu 90% die Hilfe des Motors in Anspruch nehmen.

Wir kreuzen eine schwimmende Stadt.
Forward Harbour ... noch ruhig und verlassen zu dieser Jahreszeit.


Sonnenschein ... doch noch immer bitter kalt.

Trotz Regen, auf zum Crabsfang.

Diese Menge Crabs gibt uns genug Essen für ein paar Tage ...

... doch zuerst muss noch mühsam die gesamte Schale entfernt werden.
Heute gibt es leckere Flundernfilets ...

... oder doch etwa einige dieser Rockfische?

Ein müder Vogel erholt sich auf unserer Angelrute.

Über die Malapina Strait kamen wir zum Desolation Sound und standen dann vor einem ungeheuren Labyrinth von Inlets, Channels, Inselchen, und gewaltigen Rapids.
Diese verschiedenen Rapids flössten uns schon etwas Respekt ein. Vor allem diejenigen, welche kurz hintereinander zu durchfahren waren.
Was für die schnellen Powerboote nur ein kurzzeitiger Vollgastripp bedeutete, wurde für uns zu einer rechnerischen Übung.
Hier nur ein Beispiel davon: „Die Fahrt durch den ersten Rapid, ca. eine halbe Stunde vor „slack“, aber noch mit der Strömung gegen uns, sollte möglich sein. Den zweiten erreichen wir dann genau bei Stillwasser, so dass wir, diesmal nun mit der beginnenden Strömung, dann ca. drei Knoten schneller sein sollten. Somit sollte es uns möglich sein, die dritten Stromschnellen noch gerade, ohne allzu grosse Gefährdung des Bootes, zu durchfahren. Wenn auch mit etwas heftigerem Herzklopfen und 9 bis 10 Knoten fahrt über Grund.“
Bei einigen Rapidkombinationen klappte dies ganz gut und bei anderen mussten wir dazwischen ankern und auf den nächsten Tag warten, was aber nie zu einem Problem führte.

Heute wissen wir, warum dieser Abschnitt der Inside Passage, die erste Selektion der hiesigen Wassersportler bedeutet und nur ca. 40 % da überhaupt durchfahren. Mit einer seriösen Planung und Einhaltung der Naturgesetze ist es aber absolut problemlos machbar.

Dies alles gehört noch immer zu der Strait of Georgia, welche eine rund 240 km lange und 25 bis 30 km breite Wasserstrasse des Pazifischen Ozeans ist. Sie liegt im südwestlichen Teil von British Columbia und trennt das kanadische Festland von Vancouver Island. Nach den spannenden Passagen durch die Rapids fuhren wir in die Queen Charlotte Strait. Dies ist die Meerenge zwischen dem nördlichsten Teil von Vancouver Island und dem Festland.



Alert Bay, Port McNeill nach Port Hardy

Nach kurzen Zwischenstopps in Alert Bay und Port McNeill, war unser nächster Ankerplatz in Port Hardy. Dies ist eine Kleinstadt, ganz im Norden von Vancouver Island. Sie zählt heute ca. 5000  Einwohner. Hier hiess es, nochmals frischen Proviant einkaufen. Speziell Gemüse und Früchte standen auf der Einkaufsliste ganz zuoberst. Fleisch benötigten wir hier nicht, hatten wir doch Fische und Crabs aus dem Meer in Hülle und Fülle.

Ankerplatz vor Alert Bay.
Welcome to Alert Bay. Senge, Susan und Yvonne.

Moorlandschaft.
Der Frühling kommt.  

Mad Dock Voyager surft am Ankerplatz in Port McNeill.

MOMO in Port Hardy vor Anker. Fury Cove.

Einer der unzähligen Wasserfälle. Bei Sonnenschein war der Yogaraum auf dem Vordeck. Shearwater. Vorbereitungen zum
Holzwassertransport.

Dies war wirklich paradiesisch. Ab den Rapids wurde das Fischen richtig spannend und die Erträge deckten mehr als unsere Tagesrationen. Die Flundern, Rockfische, Crabs usw. mundeten  ausgezeichnet, doch um das Pünktchen auf dem i zu fangen, den Lachs, waren wir noch ca. einen Monat zu früh. Auf diese Delikatesse mussten wir noch warten.

Das Wetter war weiterhin sehr durchzogen. Wenn ich heute die geschossenen Bilder so betrachte, kann schon der Eindruck entstehen, wir hätten praktisch nur Sonnenschein gehabt. Das täuscht aber gewaltig. Den grössten Teil der Zeit war es bewölkt und es nieselte leicht. “Drizzle“, nennen sie das hier in British Columbia und diesen Nieselregen begann ich langsam echt zu hassen. Richtigen Regen konnte ich immer problemlos akzeptieren, doch dieses nasskalte, feuchte und ungemütliche …

Nordwärts mit angenehmem Rückenwind.


Keine Fotomontage ... diese Farben sind garantiert echt.

Nachdem wir Cape Caution, bei absolut guten Bedingungen, das heisst, ohne nennenswerten Schwell vom offenen Meer her, umrundet hatten, kamen wir endlich in unbewohnte Gebiete. Für uns begann eigentlich erst hier, das Canada, welches wir uns vorgestellt hatten.

Für mich nicht erklärbar, warum Cap Caution wiederum eine so grosse Hemmschwelle für die Boaters hier oben darstellt. „Achtung hier kommt das offene Meer direkt herein, oder, dieses Cap sei extrem gefährlich“, sind nur zwei Aussagen, welche wir im Voraus immer wieder zu hören bekamen. Natürlich fährt man hier nicht durch, wenn Schwell gegen Tide und Wind ansteht, doch dem kann man mit Abwarten und der richtigen Taktik gut ausweichen.
Uns war es nur Recht, dass sich die Zahl der Boote, ab hier nochmals sehr stark reduziert hatte. Ab jetzt hatte MOMO, zusammen mit der SY Mad Dog, die meisten Ankerbuchten immer für sich alleine.




Bishop Hot Springs

Dies sind heisse Quellen, welche aus dem Boden sprudeln. Wie es für Nordamerika typisch ist, hat sich auch hier eine kleine Gruppe von Leuten voll engagiert und in unzähligen und freiwilligen Arbeitsstunden eine kleine Perle erschaffen. Die „Volunteers“, so betitelt man hier diese Leute, erstellten ein kleines Badehaus mit Innen- und Aussenbad und einem Anlegesteg für Boote. Die Benützung der gesamten Anlage ist öffentlich und kostenlos. Übrigens, überwacht wurde diese Anlage nicht, denn hier, in der totalen Wilderness, besteht der grösste Teil des gemeinsamen Lebens, immer noch auf Vertrauen. Hoffentlich ändert dies noch lange nicht.

Das freedock in
Bishop Hot Springs ...
... der Eingang zum Badehaus ...


... der Aussenpool ...

... doch innen war das Baden romantischer. Auch MOMO hat hier seine kleine Spur hinterlassen.














Klemtu

Dies ist, laut unseren Reiseunterlagen, ein typisches und freundliches „First Nation Dorf“ in der Inside Passage von British Columbia. Bei unserem Rundgang durch dieses Dorf wurden wir auch mehrmals von Einheimischen, sprich Natives, angesprochen. Wie wir später feststellen mussten, blieb dies leider einer der wenigen direkten Kontakte zu ihnen. Da das Verhältnis zwischen der weissen Bevölkerung und den Natives sehr angespannt ist, kamen auch wir später nicht mehr an sie heran. Die Kluft, nach der unrühmlichen Vergangenheit zwischen den eindringenden weissen Siedlern und den nordamerikanischen Ureinwohnern, ist heute immer noch zu gross. Der Unterschied im Lebensstil der Natives und unserer sogenannten Zivilisation ist einfach zu gross. Da nützt es nichts, wenn die kanadische Regierung Millionen von Dollars, als Almosen den Natives überweist, ihnen Häuser zur Verfügung stellt und diese trotzdem keine Perspektiven haben.
Wie kompliziert das Ganze auch ist, zeigt das folgende. Angefangen von den Haida und Tsimshian, an der Nordküste, über die Stämme Nuu-chah-nulth auf Vancouver Island, Secwepemc  in der Region Okanagan und Ktunaxa im Landesinneren, existieren in British Columbia 198 First Nations-Stämme. Dies sind mehr, als in jeder anderen Provinz Kanadas. Und jeder Stamm hat seine eigene Sprache, Kultur und Traditionen.

Der Hafen von Klemptu.
Indianische Polizeistation. Der Eingang zur Schule.

Hier startet nur ein Heli. Dean und Leo reparieren
ihre Ankerwinsch.