Mai 2009



Start zu „Round Vancouver Island“


Die Unterhaltsarbeiten in Port Townsend waren beendet, der Diesel- und die Wassertanks von MOMO wieder voll, also nichts wie los … denn diesen Frühling und Sommer haben wir echte Ferien. Keinen fixen Zeitplan, keine Gäste an Bord, keine Hurrikanzeit im Nacken …. einfach nur weiter, ganz nach Lust und Laune von uns.
Die Umrundung von Vancouver Island war unser ganzes Ziel … bis zum nächsten August. Erst dann war unser nächster Fixpunkt, wenn es heissen wird, offshore ab nach San Francisco.

Zum letzten mal zurück nach Canada.

Norma und Yvonne
bereiten die Kajaks vor.
Die ersten Paddelschläge
von Yvonne.

Dieser Fähre weicht man besser aus. Spiegelglattes Wasser, genau richtig für Anfänger. "Maggie" wünscht uns
guten Wind.

Die Umrundung der Insel, welche wir als keine grosse Herausforderung betrachteten, ist der eigentliche, seglerische Höhepunkt der meisten Segler von Britisch Columbia und dem US-Staat Washington.
Wer hier diese Umrundung geschafft hat, der ist dann schon bei den ganz, ganz mutigen einzuordnen …

Unser erster grösserer Stopp war natürlich in Sidney. Hier gab es nun verschiedenste Abschiedsessen bei Freunden und auch an Bord der MOMO. Erinnerungen wurden nochmals aufgefrischt und die Versprechen entgegengenommen, uns irgendwo in Polynesien, oder spätestens dann in der Schweiz, besuchen zu kommen.
Bei schönstem Frühlingswetter luden uns Norma und Rolly auf eine Kajaktour ein. Sidney und das Wetter zeigten sich von der angenehmsten Seite.
Nachdem auch noch Maggie, der Berner Sennenhund von Kathryn und Neil, uns eine schöne Reise gewünscht hatte, verliessen wir endgültig die Stadt unserer ersten Überwinterung in Canada. Die Olympiastadt Vancouver, welche uns schon im Vorjahr sehr gut gefallen hatte, wartete auf uns.




Vancouver, die Olympiastadt von 2010

Über die Gulf Island, dies ist eine Inselgruppe mit mehreren hundert Inseln und Inselchen, erreichten wir den Porlierpass. Dies ist natürlich kein Alpenübergang, sondern eine kleine Meerenge, in welcher das Wasser, je nach Tidenstand, rein oder raus läuft. Da muss ein Segelboot schon ein wenig aufpassen und sich genau nach den angegebenen Zeiten in der Tidentabelle richten.
Bei „slack“, dies ist der Zeitpunkt beim Wechsel von Ebbe zur Flut (oder auch umgekehrt), ist die Durchfahrt aber überhaupt kein Problem, denn da hat es keine Strömung und meistens nur ganz kleine Turbulenzen im Wasser.
Das Überqueren der Strait of Georgia bescherte uns wieder einmal herrliches Segelvergnügen. Auf dieser 20 Meilen Rauschefahrt zeigte uns MOMO deutlich, dass sie effektiv ein schnelles Segelboot und eben kein, nur so daher tuckerndes, Motorboot ist ....

Die Olympiastadt 2010.
Die nördliche Skyline. Yvonne sucht Seide ....

Da hatte ich aber Mut ....
Cricket, absolut kein
Spiel für mich.
Mit den Velo unterwegs am tropischen Beach .... ... ein Betrieb wie am Mittelmeer ... ... nur die Wassertem-peratur stimmte nicht.

Friedliche Stimmung ... ... Unterhaltung ... ... und Steinmannli ...

... von diesem Künstler.

In Vancouver ankerten wir wiederum im False Creek, also mitten in der Stadt.
Dieses Jahr war das Wetter herrlich warm und wir genossen unsere grossen Velotouren, in und um die Stadt.
In Nordamerika habe  ich noch nie eine Stadt gesehen, welche so viele perfekt ausgebaute Fahrradwege besitzt.

Auch bekommt man hier das Gefühl, die halbe Stadt sei täglich auf den Beinen, um zu Joggen. Sport pur, ist überall und ausgeübt von tausenden von Leuten, anzutreffen.

Da können sich die Athleten von Olympia 2010 auf einen riesigen Begeisterungssturm freuen ... es ist wirklich schade, dass ich schon soooooo „alt“ bin.

Yvonne radelte die halbe Stadt ab, um schliesslich im Indienviertel ihre gesuchten Seidenstoffe zu finden. Dort blühte sie (noch mehr als sonst schon), so richtig auf und konnte nicht genug in den feinen Fasern wühlen. Inzwischen hatte sie sogar auch gelernt, mindestens ein wenig, um einen guten Preis zu feilschen. Nun hatte sie jedenfalls genug Material für die nächsten Monate (oder Jahre), um mit ihrer Seidenschmuck-Produktion nicht in einen Materialengpass zu gelangen.

Sie hatte also ihr Vancouverziel erreicht, ich dagegen nicht. Zwei Tage vor unserer Ankunft sind die Vancouver Canucks aus den Playoffs ausgeschieden. Auf der Rauschefahrt nach Vancouver, also in einem absoluten Hoch, genehmigte ich die nicht kleinen Ausgaben für diesen Matchbesuch ... und dann leider diese grosse Enttäuschung. Meine ganze Vorfreude auf ein NHL-Playoffspiel im General Motors Place Stadion war geplatzt.
Na ja, es gibt schließlich schlimmeres in einem Leben und wenn ich da nur schon an das Playoffdebakel des SCB 2008/09 denke .......



Skookumchuck Narrows

Mit Autostopp zu den Skookumchuck Narrows, benötigte Geduld.


... kein Glück mit Auto-
stop, so nehmen wir halt dieses ältere Gefährt..

Der Frühling zeigte sich nun, wenn auch ein wenig verzworgelt.

Wir lagen in Pender Harbor vor Anker und beschlossen, der, laut einheimischer Eigenwerbung, stärksten Gezeitenstromschnelle der Welt eine Besuch abzustatten. Dies hiess für MOMO, einen ganzen Tag lang unter Motor gegenan zu fahren. Dies gefiel uns aber ganz und gar nicht und da erinnerten wir uns an unsere Jugendzeit und versuchten, wie damals als Teenager, per Autostopp dorthin zu gelangen. Zuerst hatten wir kein Glück, oder vielleicht sahen wir auch nicht allzu vertrauenswürdig aus. Irgendwie klappte es aber doch, denn ein junger einheimischer Segler, welcher uns angeblich auf der MOMO gesehen hatte, erbarmte sich unser.

Zeit: 14 Uhr 11 Minuten

Zeit: 14 Uhr 27 Minuten
(dies ist nun slack)
Zeit: 14 Uhr 43 Minuten

Zeit: 14 Uhr 59 Minuten
Zeit: 15 Uhr 12 Minuten Zeit: 15 Uhr 34 Minuten Zeit: 15 Uhr 54 Minuten Zeit: 16 Uhr 12 Minuten

Im Fischerdorf Egmont war Endstation und dann war noch ein anderthalbstündiger Fussmarsch angesagt.

Die Skookumchuck Narrows liegen an der sogenannten „Sunshine Coast“ und dies ist die einzige Wasserverbindung zwischen dem Sechelt Inlet und dem Pazifik. Der Gezeitenhub beträgt hier rund 3 Meter und die Strömung erreicht dabei Spitzengeschwindigkeiten bis zu 18 Knoten (32 km/h). Dann verwandelt sich diese Meerenge in eine spektakuläre Wildwasserbahn für mutige Kajakfahrer.

Ein Wellensurfkajak.


Das Wasser fliesst mit bis zu 32 km/h und die Welle ist ca. 4 Meter hoch ...

...hier stürzt sich ein "Verrückter" in die sich überschlagende Welle ...

... und verschwindet augenblicklich in dem brodelnden Wasser.
Höchste Konzentration,
gepaart mit Mut ...
... dann macht es sicher unheimlich viel Spass. Speedsurfen an Ort, eine Sportart für mutige ... ... hier übrigens auch möglich als Paar.

Es war ein grandioses Schauspiel, das auch für uns Zuschauer, vom trockenen und sicheren Ufer aus, diese Naturgewalten eindrücklich vordemonstrierte.

In der Sprache der Chinook First Nations bedeutet Skookumchuck "starkes Wasser“, oder „aufgewühltes Wasser."
Ich finde, dies ist absolut ein passender Name für diese Gezeitenstromschnelle, auch wenn sie, ganz genau genommen, nicht die schnellste der Welt ist. Laut meinen Nachforschungen gibt es in Saltstraumen, in Norwegen, eine noch schnellere ....



Noch ein wenig nordwärts

Teilweise waren wir nun wieder, auf uns schon vom letzten Jahr her bekanten Routen. Obschon wir immer neue Ankerplätze auswählten, kam ein leises „déjà vu“ immer mehr zum Vorschein. Die Buchten waren wirklich schön, doch ähnelten sie sich halt schon sehr.

Das Wetter spielte total verrückt, doch zum Glück ...
... auf die absolut an-genehme, sonnige Seite. Yvonne nutzt jede Gelegen- heit zur Schmuckherstellung

Zwischendurch gab es na-türlich auch kältere Tage ...

... meistens aber war es traumhaft schön ...

Der Gänsenachwuchs bettelt um Futter.

Dieses Jahr hatten wir viel mehr Zeit zur Verfügung und so wollten wir auch die verschiedenen Inseln etwas besser erkunden. Dies stellte sich aber als ein grösseres Problem heraus. Es gab eigentlich, abseits der Dörfer, keine Wege oder Pfade. Die unberührten Regenwälder sind hier noch so dicht und wild, dass an ein Durchdringen dieser überhaupt nicht zu denken war. So beschränkten sich unsere Entdeckungstrips, Ausnahmen ausgeschlossen, leider mehr und mehr auf kleinere Strandwanderungen und dies auch nur bei Ebbe, denn bei der grossen Tide hier im Norden, verschwindet der Beach zum grössten Teil unter Wasser.

Die berüchtigten „Rapids“, welche bei uns letztes Jahr noch einige Adrenalinschübe auslösten, waren nun kein grosses Gesprächstema mehr. Dieses Mal wussten wir genau, was uns in diesen heiklen Passagen erwartete und wir fuhren da hindurch, wie alte kanadische Fischer. Erfahrung macht klug …

Noch ein Wort zum Wetter. Letztes Jahr hatten wir ja einen Jahrhundert Sommer, betreffend Regen und Nebel erwischt. Diesen Frühling nun, scheint sich das Gegenteil abzuzeichnen. Regentage waren bisher wirklich selten gewesen und Nebel hatten wir noch nie. Ein Tag war sonniger als der nächste, obschon bei Nordwind die Temperaturen doch noch sehr kühl waren. Aber es ist schon ein grosser Unterschied, ob 15 Grad im Nebel, oder im prächtigen Sonnenschein.
Einzig mit dem Fisch- und dem Prawnsfang haperte es noch gewaltig, doch das sollte sich bald ändern.