Oktober
2006
Wupatki
und Flagstaff
Auf
dem Weg vom Grand Canyon Richtung Süden statteten wir dem Wupatki National
Monument, einer alten Indianersiedlung, einen Besuch ab. Auf dem 140 km²
großen National Monument wurden bisher gegen 2600 prähistorische Fundstellen
entdeckt, darunter die heute renovierten Ruinen von Pueblos der Anasazi-Indianer.
Die
Geschichte dieser Siedlungen ist stark beeinflusst vom Ausbruch des benachbarten
Vulkans Sunset Craters, in den Jahren 1064/1065. Warum nach dem Ausbruch die vorher
nur spärliche Siedlungstätigkeit in diesem Gebiet stark zunahm, ist
bislang noch unbekannt, möglicherweise trug die verbesserte Wasserspeicherung
der vulkanischen Asche zur grösseren Fruchtbarkeit der Böden bei. Die
Wupatki Ruine war im 12. Jahrhundert das grösste bekannte Bauwerk auf dem
nordamerikanischen Kontinent. Nach
einem extrem erlebnisreichen September gönnen wir uns nun zuerst einmal eine
kleine, wohlverdiente Ruhepause
hatte ich gedacht.
Auf einem günstigen
Campground, die teuren können, oder auch anders gesagt, wollen wir uns nicht
leisten, machte ich mich an die Gestaltung unserer September-Webseite. Was sich
da an Fotomaterial und Eindrücken im Kopf angesammelt hatte, ist unvorstellbar.
Die von uns bereisten Landschaften waren so ungewöhnlich und eindrucksvoll,
dass ich erst einmal eine knappe Woche im Cämper damit verbrachte, etwas
Ordnung in das grosse Chaos zu bringen. Dass der Campingwart die exotischen Schweizer
daher tagelang nicht zu Gesicht bekam, erstaunte ihn und er erkundigte sich ganz
sorgenvoll nach unserem Verbleiben. Für
uns war Flagstaff eine ruhige und, ausser der untypisch geschmackvoll gestalteten
Innenstadt mit Geschäften, ein normale US-Kleinstadt. Es ist echt ein hübscher
Ort mit gut 57'000 Einwohnern und liegt auf einer Höhe von ca. 2000 m, im
Norden des US-Bundesstaates Arizona. Flagstaff ist Sitz der Verwaltung des Countys
und heute ein beliebter Wintersportort. Oft wird sie auch als Tor zum Grand Canyon
bezeichnet, von welchem wir, bezeichnenderweise, ja gerade gekommen sind.
Der
Legende zur Folge bekam die Stadt ihren Namen, als weisse Siedler, die nach Westen
reisten, hier angehalten hatten, um den Unabhängigkeitstag der Vereinigten
Staaten zu feiern. Da die Siedler einen Mast benötigten, um die amerikanische
Flagge aufzuhängen, köpften sie kurzerhand einen Baum und befestigten
daran die Flagge. Nachdem sie weiter gezogen waren, kamen später neue Einwanderer,
die dieses Gebiet besiedelten. Der Name Flagstaff soll auf Grund dieses ehemaligen
Flaggenmastbaumes gewählt worden sein. Das Klima in der Region hat eine
grosse Bandbreite, mit heißen Sommern und sehr kalten Wintern. Zu beachten
ist die sehr geringe Luftfeuchtigkeit von nur ca. 5 Prozent. Flagstaff soll angeblich
der trockenste Ort in den USA sein.
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Route
66. | Durch
Flagstaff führt die alte, legendäre Route 66. Unser Weg, vom Campground
zum Internetcafé in der Innenstadt, führte uns immer auf diese Strasse
leider nicht stilgerecht mit einer Harley Davidson, sondern nur mit unseren
Stahlrädern. Die Route 66 galt ab 1926, als die erste durchgehende Strassenverbindung
von der Ost- zur Westküste der USA. Heute sind die verbliebenen Teilstücke
der einst 2.448 Meilen ( 3.939,67 Kilometer) langen Strecke von Chicago (Illinois)
nach Los Angeles (Kalifornien), auch die "Mother Road", oder "America's
Mainstreet" genannt, ein grosser Anziehungspunkt für Touristen und Nostalgiker. Unfreundliches
Kalifornien und der Sequoia National Park mit seinen Riesenmammutbäumen Nachdem
wir in Flagstaff endlich alles erledigt hatten, fuhren wir auf der Interstate
40 Kalifornien zu. Kurz vor der Grenze wurde nochmals voll getankt. Bei unserem
Tankvolumen und da der Benzinpreis in Arizona um ca. 40 Cent pro Gallone billiger
ist, lohnte sich das durchaus. Dann erreichten wir Kalifornien. Ich hatte
im Vorfeld so meine Vorstellungen davon, natürlich nur aus dem Kino und den
TV Serien. Der erste Eindruck war sehr ernüchternd. Zum ersten Mal sahen
wir keine freundliche Welcome-Tafel am Strassenrand, dafür lag da überall
tonnenweise Abfall herum - ein bislang in den USA noch nie gesehenes Bild! Als
nächstes mussten wir bei einem Zollhaus stoppen. Ein neues Visum benötigten
wir da nicht und den Pass mussten wir auch nicht vorzeigen, jedoch verlangte der
uniformierte Zöllner Eintritt in unser MOMObil.
Mit seinen hohen, schwarzen Militärstiefeln stolperte er durch den ganzen
Cämper, öffnete hier den Kühlschrank, da eine Türe und hier
ne Schublade. Was er suchte, hat er nicht gefunden. Da wir vorgewarnt waren, hatten
wir vorsorglicherweise kein Frischgemüse und keine Zitrusfrüchte mehr
an Bord. Freundlich verabschiedete sich der Beamte und doch blieb ein etwas schaler
Geschmack zurück. Solche scharfen Kontrollen innerhalb eines Landes sind
schon ungewöhnlich. Zum
ersten Mal fühlte ich mich hier in den USA nicht richtig willkommen. Den
ersten Eindruck, den der State Kalifornien von sich gab, war sehr negativ und
sollte leider die ganze Zeit über so bleiben. Der aggressive Fahrstil auf
der Strasse, die meist ungewöhnlich unfreundlichen Einheimischen und die
eklatant höheren Preise für Campgrounds und sonstige Sachen, rundeten
das Negativbild weiter ab. Wenn
ich hier, aus meiner ersten Enttäuschung heraus, vielleicht etwas zu abschlägig
über einen kleinen Landstrich von Kalifornien schreibe, habe ich natürlich
die grosse Hoffnung, dass wir dann das "echte" Kalifornien, während
der Westküstenreise mit unserem Segelboot, erleben dürfen. Den
jetzigen Abstecher in diesen State, machten wir ja nur wegen den Riesenmammutbäumen
im Sequoia National Park. Dieser Park liegt im Süden der kalifornischen Sierra
Nevada und wurde im Jahre 1890 eingerichtet. Hier wachsen zahlreiche Exemplare
dieser überdimensionierten Bäume.
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Die
eindrücklichen Masse des General Sherman Tree.
| General
Sherman in seiner vollen Höhe. | Das
ist nur ein Ast der mittleren Grösse.
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Der
Schein täuscht. Wir stehen ca. 10 m vor dem Baumstamm.
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Fotomontage: Der
Baum benötigt drei Fahrspuren.
| Fotomontage: Unser
9.00 m MOMObil sieht richtig klein aus. |
Eine der
spektakulärsten Attraktionen dieses Parks ist der Baum mit Namen "General
Sherman Tree". Er erreicht heute eine Höhe von 84 Metern und hat einen
Stammdurchmesser von über 11 Metern. Mit seinem unheimlichen Volumen
von etwa 1480 m³, ist er der mächtigste Riesenmammutbaum und somit das
grösste, noch lebende Lebewesen der Welt. Sein Alter soll um die stolzen
2'300 bis 2'700 Jahre herum betragen In
den ersten beiden Tagen nach unserer Ankunft, erwanderten, bestaunten und genossen
wir die Anmut, Kraft und Energie dieser majestätischen Baumriesen. Die Stimmung,
welche diese Urgiganten ausstrahlen ist nicht zu beschreiben. Als Mensch kommst
du dir hier so winzig und unbedeutend vor, was dir persönlich aber eigentlich
nur gut tut. Ausser dem General Sherman Tree haben noch einige weitere
Namen wie President, Lincoln oder Franklin. Der grösste Teil dagegen ist
namenlos, doch sind diese Giganten nicht weniger eindrucksvoll.
Diese
Mammutbäume sind die absolut schönsten und beeindruckendsten Bäume,
die ich bislang jemals in meinem Leben gesehen habe.
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Der
Stamm als Brücke.
| Im
Sonnenschein .... | ....
und hier im Nebel. | Ein
Stamm verschlingt einen Felsen. |
| | | |
Schau
diese Proportionen.
|
Ein
Tunnel. | Gäbe
eine kleine Wohnung. | Die
Krone im Nebel. | | | | | Der
kleine Zapfen gehört zum Mammutbaum.
| Einige
Wurzeln und mein Velo. | Wenn
diese Käferchen Glück bringen, dann ... | Oh
.. ist das anstrengend. | Als
wir eines Tages von einer längeren Biketour zum Campground zurückkamen,
stand doch da tatsächlich ein Cämper mit einer Schweizer Fahne im Heckfenster.
Das hiess für uns natürlich, es muss sofort nachgeschaut werden,
was für Landsleute da auch noch unterwegs sind. Wie sich beim gemütlichen
abendlichen Klönschnaken und einer Flasche Wein im MOMObil
dann herausstellte, sind Mischa und Martin auf ihrer anderthalb Jahre dauernden
Hochzeitsreise. Dass wir die beiden aufgestellten Schweizer, zufälligerweise,
noch an weiteren Orten in den USA treffen würden, wussten wir damals noch
nicht. Da
der Sequoia National Park auf einer Höhe von 2'000 bis 2'500 Metern liegt,
waren die Temperaturen in der Nacht doch schon recht kühl geworden. Am Morgen
waren die Wasserpfützen, ums MOMObil
herum, regelmässig gefroren. Als dann noch die nächste Schlechtwetterfront
angesagt war, entschlossen wir uns, wieder in wärmere Regionen runter
zu fahren. Unser Cämper ist super, doch leider halt nur ein Warmwettervehikel. Death
Valley National Park Nach
den gut überstandenen unter 0° Temperaturen auf 2'500 Metern, fuhren
wir nun zu der Landschaft mit dem tiefsten Punkt und der heissesten, je gemessenen
Temperatur der westlichen Hemisphäre.
Auf
dem Weg dahin durchquerten wir wiederum einen Teil der Wüste der Sierra Nevada.
Nun will ich nicht verschweigen, dass ich hier etwas sehr Positives zu sehen bekam.
Da standen doch tatsächlich dutzende, wenn nicht sogar hunderte, von grossen
Windgeneratoren auf den Hügelzügen. Anscheinend stimmt es doch, dass
die Kalifornier langsam auf saubere und erneuerbare Energie umsteigen wollen,
oder müssen. Der
Death Valley National Park (Tal des Todes) liegt in der Mojave-Wüste und
ist der absolut trockenste Nationalpark in den USA. Diese Region ist ein regelrechter
Hitzepool. Die höchste, jemals in Nordamerika registrierte Temperatur betrug
57 °C und wurde 1913, natürlich hier im Death Valley, gemessen. Der
Park liegt östlich der Sierra Nevada, zum grössten Teil auf dem Gebiet
Kaliforniens und zu einem kleineren in Nevada. Während
sich nur 135 Kilometer weit entfernt der Mount Whitney 4'418 Meter hoch erhebt,
befindet sich bei Badwater der tiefste Punkt des Tales. Er liegt 85,5 Meter unter
dem Meeresspiegel und ist somit der niedrigste Punkt in der westlichen Hemisphäre.
Im
Jahre 1933 wurde das Death Valley zum National Monument ernannt. Erst 1994 wurde
es, stark erweitert, zum National Park aufgewertet. Trotz
eines durchschnittlichen jährlichen Niederschlags von weniger als 50 Millimetern
sind im Death Valley eine große Zahl an Pflanzen und Tieren beheimatet,
die allerdings spezielle Anpassungen an die Wasserknappheit zeigen. So
absurd es auch erscheinen mag, im Death Valley gibt es eine ergiebige Quelle.
Rund um die Oase der Furnace Creek Ranch sprudelt das Wasser nur so aus dem Boden.
Ca. 2'300 Liter/Minute des kostbaren Nass stehen den Amerikanern zur Verfügung. Was
macht man nun hier also mit diesem Überfluss an kostbarem Frischwasser? Ja,
richtig geraten, selbstverständlich einen Golfplatz erstellen. Inmitten der
trockensten Wüstenregion entstand hier eine, beinahe pervers anmutende, sattgrüne
Golfanlage, natürlich auch mit angrenzendem grossem Swimmingpool. Dattelpalmen,
Pappeln, Mahagonibäume, Tamarisken und eine übergrosse grüne Liegewiese
runden das ungewöhnliche Bild ab. Dies alles gehört zu einem modernen
Hotelkomplex, welcher hier in dieser sonst ausgetrockneten Wildnis entstanden
ist. Im
Tal des Todes hat man, leider waren wir nicht dabei, Gold gefunden. Ausserdem
werden heute noch Silber, Kupfer und Blei, sowie bereits seit den achtziger Jahren
des 19. Jahrhunderts, die berühmten Boraxvorkommen abgebaut. Aus diesem Grunde
hatte man damals im Death-Valley-Gebiet wilde Esel gezähmt, um sie in den
Borax-Minen als Lasttiere dienen zu lassen. Der Abtransport des Boraxes war zu
dieser Zeit eine überaus harte Arbeit. Es waren "20-Mulis-Teams",
welche immer 33 Tonnen des kostbaren Materials, nach dem 165 Meilen entfernten
Mojave transportierten. Unsere
ersten beiden Nächte im Tal verbrachten wir in Stovepipe Wells Village, am
Rande der grossen Sanddünen. Beim Anblick der eindrucksvollen Dünen
kamen Erinnerungen an unseren Aufenthalt in Tunesien hoch. Damals waren wir
eine ganze Woche lang in dieser Wildnis umher gewandert.
Hier benötigten
wir nur knapp einen Tag, um die verschiedenen Hügeln zu erklimmen. Das
Feeling von der grossen Weite fehlte ein wenig, doch schmälerte das die Qualität
der Tageswanderung überhaupt nicht. Auch hier haben die Natur und der Wind
phantastische Formen und Farben erschaffen. An den Kombinationen des tiefblauen
Himmels und der verschieden farbigen Sandschichten, konnten wir uns beinahe nicht
satt sehen.
| |
Musik
im Campingplatz.
| Verdörrter
Boden. | Der
Campground bei der Oase der Furnace Creek Ranch, war etwas sehr spezielles. Zum
einen, weil es hier tatsächlich Wasser im Überfluss hat und dies, in
einer total ausgetrockneten Landschaft. Auch war der eine Campingplatz immer noch
geschlossen, weil er vor einem Jahr, bei einem Unwetter, zum Teil einfach weggespült
wurde. Wenn ich nicht Fotos davon zu Gesicht bekommen hätte, ich würde
so etwas hier nicht für möglich halten Nachdem wir schon einige Tage
im Furnace Creek waren, tauchten eines Morgens plötzlich Mischa und Martin,
die beiden Schweizer "Flitterwöchler", auf. Spontan überzeugten
sie uns, sie auf einer, für unsere Fahrräder viel zu weit entfernten,
Canyontour zu begleiten. Mit
ihrem, in Kanada neu gekauftem "Doge", ging es dann zuerst auf den höchsten
Aussichtspunkt. Nachher folgte eine 5-stündige Wanderung im Golden Canyon
Interpretive Trail und das bei einer Temperatur von, natürlich für Death
Valley-Verhältnisse, nur ca. 35-40 Grad. Wohlverstanden, dies geschah
alles an der prallen Sonne, denn Schatten gibt es hier praktisch nicht. Da
die Luftfeuchtigkeit aber nur ca. 15 % betrug, war die Hitze jedoch erstaunlich
gut auszuhalten. Nach der körperlichen Anstrengung und einem gemeinsamen
Nachtessen im MOMObil, liessen wir den Tag
bei Live-Country-Musik, gespielt von Gästen des Campgrounds, gemütlich
ausklingen.
Las
Vegas Der
Unterschied hätte nicht grösser sein können. Am Morgen standen
wir noch auf der ausgetrockneten Erde im Tal des Todes und kurz nach Mittag vor
den geschlossenen Toren eines Motorhomeplatzes in Las Vegas. Der Name Las Vegas
rief bei uns, wie auch bei den jährlich 37 Millionen Besuchern, spezielle
Vorstellungen und Erwartungen hervor.
Während wir also die Mittagspause des Campgroundbüros mit dem Studium
der erhaltenen Vegas-Touristeninformationen überbrückten, tauchten plötzlich
wieder Micha und Martin (die Schweizer Flitterwöchler) mit ihrem Campingtruck
auf. Auch sie hatten sich entschieden, als sie von den horrenden Übernachtungspreisen
der anderen Campingplätze erfuhren, hier mit diesem recht günstigen
Platz vorlieb zu nehmen. Nun ja, dieser Platz hatte, ausser ziemlich viel,
freundlich gesagt, etwas älteren Cämpern und Wohnwagen mit viel Gerümpel
rings herum liegend und natürlich den dazugehörenden, leicht bis stark
dubiosen Gestalten, nicht viel zu bieten. Uns persönlich störte dies
recht wenig und es geschah uns hier auch nichts, ausser, dass wir später
beim Wegfahren feststellen mussten, dass uns in der Zwischenzeit jemand das gesamte
Benzin aus dem MOMObiltank abgezapft hatte.
Laut
offiziellen Informationen ist Las Vegas die grösste Stadt im US-Bundesstaat
Nevada und ist ein global bedeutendes Touristikzentrum. Die Stadt bezeichnet sich
selbst als " Die Welthauptstadt der Unterhaltung". Da
Nevada ausserordentlich unkomplizierte Eheschließungs- (und Scheidungs-)
Gesetze hat, gibt es auch eine grosse Anzahl an Hochzeitskapellen. Das geht schon
soweit, dass es hier so genannte "Drive-Thru-Chappels" gibt. Da bleibt
das Hochzeitspaar sogar während der gesamten Trauzeremonie im Auto sitzen,
gleich wie beim Hamburgerkauf bei MC Donald. Das ist bestimmt sehr romantisch
. und ob die Scheidungen später auch so funktionieren, konnte ich nicht
in Erfahrung bringen. Dafür waren wir ja auch nicht nach Las Vegas gekommen,
sondern wir wollten einfach mal das amerikanische "Sodom und Gomorrha"
life erleben
und gleich vorweg gesagt, es hat sich gelohnt. Nicht Dollarmässig,
denn da machten wir retour, das heisst eigentlich richtig, Yvonne verlor all ihren,
zuvor gemeinsam bewilligten Einsatz, an die einarmigen Banditen. Ich, als alte
Sparbüchse, investierte mein Spielgeld lieber in die leckeren "all you
can eat"-Buffets der verschiedenen Kasinos. Die offerierten "ihren"
Spielern immer grosszügige Rabatte auf den Essen, wenn diese eine entsprechende
Memberkarte vorweisen können. Da wir länger als eine Woche in dieser
Stadt verbrachten, bin ich heute nun also Mitglied bei verschieden Kasinos und
"stolzer" Besitzer deren Mitgliederkarten, ohne in dem Kasino auch nur
einen Dollar verspielt zu haben. Einige von Euch werden nun sagen, der ist aber
geizig. Kann sein, doch selbst Steve Wynn, der ungekrönte König von
Las Vegas hatte einmal gesagt, der einzige, welcher im Kasino Gewinn macht, ist
der Besitzer des Kasinos! Apropos
Steve Wynn. Nachdem in den 1970ern und 1980ern die Stadt zunehmend heruntergekommen
war, leitete 1989 dieser Mann, mit der Eröffnung des Casinokomplexes Mirage,
die Trendwende ein. Er stellte noch einige weitere Casinos auf, welche er aber
später allesamt wieder verkaufte. Heute gehört im das teuerste Luxus
Casino-Hotel "Wynn", welches beim Bau satte 2,7 Milliarden US-Dollar
gekostet hatte. Momentan baut Donald Trump ein Hochhaus mit Eigentumswohnungen
und der Multimillionär und MGM-Mehrheitsaktionär Kirk Kerkorian plant,
bis 2010 gar eine eigene Stadt in der Stadt zu bauen, mit geschätzten Baukosten
von 4 Milliarden US-Dollar. Das sind Las Vegas Dimensionen
und dies
alles in einer Wüstengegend, wo das Wasser immer knapper wird. Ob das auf
Dauer gut geht? Tatsache jedenfalls ist, durchschnittlich verbraucht jeder Bürger
von Las Vegas heute schon ca. 700 Liter Wasser, wohlverstanden, dies pro Tag. Immer
wieder waren wir, beim Besuch dieser absolut aussergewöhnlichen Stadt, in
einer Gewissenszwickmühle. Auf der einen Seite sahen wir die unglaubliche
Verschwendung und auf der anderen Seite bestaunten wir die Ideen und architektonischen
Meisterwerke, wie etwa den Markusplatz und die Gondolieros im "Venetian",
die Wasserspiele im See vor dem "Bellagio", die Seeschlacht bei "Treasure
Island", die alten römischen Gassen im "Caesar Palace", die
Freiheitsstatue und Manhattan vor dem "New York New York", den Eiffelturm
beim "Paris", den unbeschreiblichen Luxus im Wynn" und und und,
der erwähnenswerten Beispiele gäbe es viele. Mein
Fazit von dieser Stadt: Man kann sicher Leben, ohne
Las Vegas gesehen zu haben, doch hat man dann bestimmt etwas Aussergewöhnliches
und verrücktes verpasst!
Hoover-Staudamm Nachdem
wir das uns geklaute Benzin im MOMObil wieder ersetzt und noch gerade einen neuen
Tankdeckel, diesmal aber einen abschliessbaren, gekauft hatten, verliessen wir
das pulsierende Las Vegas. Über Boulder City, welches im Jahre 1931 extra
für die Arbeiter des Hooverdammes erbaut wurde, erreichten wir den Staudamm.
Ganz erstaunt waren wir, als wir den extrem tiefen Wasserstand des Stausees erblickten.
Anscheinend ist dies noch immer keine richtige Warnung, für den energieverschlingenden
Lebensstil der amerikanischen Industrie und der Bevölkerung.
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Der
Hoover-Staudamm. | Deutlich
zu sehen, der sehr tiefe Wasserstand. | Eigentlich
wollten wir, wie üblich, das Visitor Center besuchen, um einen Überblick
über das gesamte Projekt zu erlangen. Als wir das Prozedere der Eingangskontrolle
(wie auf einem Flughafen) hinter uns hatten, waren wir zum zweiten Male sehr erstaunt.
Um in das Visitor Center, dies ist ein Informations- und Werberaum für
den Staudamm, einzutreten, wollten sie uns doch ganze 12 US-Dollar, pro Person,
abknöpfen. Dies fand ich nun absolut übertrieben und es passte eigentlich
(dies ist meine persönliche Meinung, denn Yvonne meint, ich übertreibe)
genau zu der Abzockermentalität von Nevada und Kalifornien.
Hier
nur nebenbei bemerkt: den Glen Canyon Dam, am Lake Powell in Page/Arizona, konnten
wir, inklusive informativer Führung durch den Innendamm, absolut gratis besuchen.
Somit war unser Gastspiel hier am Hooverdamm nur von sehr kurzer Dauer.
Chloride
ein wieder bewohntes Geisterdorf
Von
irgendwo hatten wir den Typ erhalten, dass es sich lohnt, diesen Abstecher nach
Chloride zu machen. Hier im Süden der USA gibt es viele Geisterdörfer,
welche normalerweise sehr zerfallen und voller Schmutz sind. Dieses Dorf hier
war aber jetzt wiederum ein wenig neu bewohnt worden und wirkte somit ganz einladend
und originell. Dementsprechend waren seine Bewohner, sehr freundlich und alle,
auf ihre Art, ein Original. Die
echt alten und schon auch dem Zerfall preisgegebenen Häuser, wirkten irgendwie
recht gemütlich. Heute ist sogar das alte US-Post-Office wieder in Betrieb.
Die Tankstelle ist zwar nur noch eine Attrappe, doch der alte Dorfladen ist zu
neuem Leben erwacht. Wenn ich mich an das alte Feuerwehrauto erinnere, so kann
ich nur hoffen, dass es im Dorf nie einen schlimmeren Brand geben wird. Der
Friedhof ist eine Geschichte für sich. Es wurde uns ans Herz gelegt, diesen
unbedingt zu besuchen. Obschon er etwas ausserhalb des Dorfes liegt, marschierten
wir dorthin. Da die Gräber in dieser extrem trockenen Gegend nicht mit Blumen
geschmückt werden können, bedient man sich hier einer anderen Art des
Grabschmuckes. Da werden zum Beispiel das alte Telefon des Toten, die benützten
Stiefel, oder die Autofelgen des Autos zum dekorieren des Grabes verwendet. An
Halloween wird dann das Ganze, kurzerhand und zeitgemäss, umgestaltet.
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