September 2008



Broughton Archipel


Nachdem wir einige Tage, der starken Westwinde wegen, in Fury Cove warten mussten, konnte Cape Caution dann bei nahezu idealen Bedingungen umrundet werden.

So schön kann British Columbia sein ...
... wir durften einen sonnenreichen ... ... und warmen September geniessen.

Einzig, die noch immer anhaltende Dünung machte den ersten Teil der Strecke zu einer unangenehmen Schaukelfahrt.
Ab dem Zeitpunkt, wo wir den Kurs direkt auf die Broughtons halten konnten, wurde es bedeutend angenehmer. Dank des kräftigen Windes erreichten wir die Inselgruppe der Broughtons früher, als erwartet. Das Wetter verbesserte sich nun zusehends und die Sonnentage wurden zahlreicher. Nach den vorangegangen, sonnenarmen Monaten, durften wir nun doch noch erleben, wie es sich anfühlt, einige Tage hintereinander den warmen  Sonnenschein zu geniessen.

Bergsteigen zum Befes-tigen der Heckleine.

SY Talismann und MOMO vor Anker.

Für Yvonne war es immer noch etwas zu kalt, doch ich konnte endlich mein T-Shirt und die kurzen Hosen aus der Mottenkiste holen. Während eines ganzen Tages durfte ich sogar das Feeling geniessen, mich in der Hängematte auszustrecken. Dies zwar mit absolut käsebleicher Haut, doch man wird hier im Norden genügsam und die Ansprüche werden bescheidener.

Der  Broughton Archipel ist bekannt für seine grünen Berge und sein blaues Wasser. Es ist ein wahres Inselparadies im Norden von Vancouver Island. Hier ist auch die Heimat der Kwakwaka'wakw-Indianer. Dieser Name ist ein ähnlicher Zungenbrecher, wie unser Berndeutsches Wort „Miuchmäuchterli“.

Sullivan Bay, ein total schwimmendes Dorf.

Der einzige und somit der Hauptweg. Der Internationale Flughafen.

Yvonne wurde für Unge-horsamkeit eigesperrt.

In den Broughton gibt es auch einige kleine Siedlungen, welche zu hundert Prozent auf dem Wasser gebaut sind. Da werden komplette Häuser, irgendwo am Festland, auf schwimmenden Plattformen zusammen gebaut und anschliessend mit Schleppkähnen an ihren Bestimmungsort gezogen. Wer hier also von einem Dorf ins nächste umzieht, braucht keine Zügelkisten, sondern nur ein starkes Zugboot.

Pierre Bay ...
... ungewöhnliches Haus ... schwimmende Häuser.

Das Fischen wurde nun, je weiter südlich wir kamen, immer schwieriger. Das heisst, hier ist das Meer schon recht leergefischt. Berufsfischer sah man eigentlich praktisch keine mehr und die Hochsaison der Sportangler war, glücklicherweise, auch praktisch vorbei. Nichts desto trotz, Dean und ich wollten unser Glück trotzdem versuchen. Dass er diese Region schon von früheren Besuchen kannte, kam uns gelegen. So wusste er gute Fischfanggründe und mit seinem starken und schnellen Dinghi konnten wir diese aufsuchen.

Abendsonne am Anker-platz von Rebecca Spit.

Endlich sommerliche Temperaturen ... ... lange vermisstes
T-Shirt-Wetter ..

... sogar die Hängematte kam einmal zum Einsatz.
Smuggler Cove, ein abenteuerlicher Ort ... ... perfekt geschützt für krumme Dinge ... ... das MOMO-Dinghi in
der Abendsonne ...
... und MOMO am nächs-
ten Morgen, im Nebel.

Das Lachsfischen hatten wir schon nördlich von Cape Caution aufgegeben und hier wollten wir jetzt Jagd auf den Halibut (Heilbutt) machen.

Der Pazifische Heilbutt hat beide Augen auf der rechten Kopfseite, er ist also ein „rechtsäugiger Plattfisch“. Die Oberseite ist ganz dunkel gefleckt und die Unterseite grauweiss.
Der Halibut ist ein Grundfisch, der sich auf sandigem oder geröllartigem Boden, bis zu 2000 Meter Tiefe, am wohlsten fühlt. Dieser Edelfisch, mit seiner weissen Fleischfarbe und seinem einzigartig zarten Geschmack, gilt als ausgesprochene Delikatesse. Der schwarze Heilbutt ist ein kalorienarmer Powerlieferant, der sehr hochwertiges und leicht verdauliches Protein liefert.
Mit anderen Worten, wir ernähren uns gesund, wenn wir ihn an die Angel kriegen.

Dean taucht aus dem Nebel auf, um mich abzuholen ...

... gemeinsam geht es nun auf Halibutjagd ... ... mit Erfolg, zwei kleinere Halibut sind gefangen ...

... klein für Halibut's, jedoch riesengross für die Küche ... ... Filettieren ... diese
Arbeit gehört auch zum Fischerleben.











Ein ausgewachsenes Exemplar kann bis zu 50 Jahre alt werden und dabei ein Gewicht von über 300 kg erreichen. Diese Spezies war aber nicht unser Ziel, sondern wir wollten ein sogenanntes  „Chicken“.  Das sind die jüngeren Halibuts, ungefährlicher und erst noch zarter.
Die grossen und alten Exemplare können eine Länge von 2,5 m und grösser erreichen. Ich hatte gehört, dass diese unter den Sportfischern die Beinamen "fliegender Teppich", oder "Scheunentore" erhalten haben.

Bei dieser Gelegenheit bekam ich auch den freundlichen Ratschlag, sollte einmal ein solches "Ungetüm"' an meinen Haken gehen, so gebe es für mich nur noch eines:
„Sofort die Angelschnur kappen oder du wirst Wasserski fahren gehen.“




Prawns, oder auf deutsch Garnelen

Seitdem wir in loser Verbindung mit der SY Talisman unterwegs waren, kamen wir auf den Geschmack dieses Meerestieres. Dean besass zwei Prawnsfallen und setzte sie erfolgreich ein. Das Fangen der Garnelen ist eigentlich nicht so schwierig, wenn man einige wichtige Erkenntnisse darüber einsetzt. Jedoch anstrengend kann es schon werden, besonders wenn der Korb mit dem Fang eingeholt werden muss. Die beste Fangtiefe liegt so um die 90 Meter, das heisst also, es brauchte schon etwas Muckis in den Oberarmen, um den Korb mit den Tierchen ins Boot zurück zu holen.

Der Prawnskorb musste nur gereinigt werden ...

... und natürlich auch die Schwimmleine ... ... schon gab es Pramws, als Festschmaus ...

... lecker, lecker ... ... der überfüllte Tisch auf unserer MOMO ... ... die überfüllten Bäuche der "Esser".

Es lag nun auf der Hand, dass wir bei der nächsten Gelegenheit auch einen Prawnskorb kaufen wollten. Bis dahin waren wir aber noch auf die Fangerfolge von Dean angewiesen. Bekanntlich kommt es manchmal anders, als man denkt. So auch in diesem Fall.
Eines Morgens war der, am Abend zuvor von uns ausgesetzte, Korb nicht mehr auf seiner Position. Die starke Tidenströmung hatte ihn abgetrieben. Dies war eigentlich kein grösseres Problem und wir fanden ihn auch tatsächlich, ca. eine Meile weit entfernt, wieder. Beim Raufholen, welches extrem viel Kraft beanspruchte, bemerkten wir plötzlich, dass sich ein versunkener Korb in unserem verfangen hatte. Dann kam noch ein Weiterer zum Vorschein und so kam ich zu meiner Prawnsfalle, wie die Jungfrau zum Kinde.
Dass diese Körbe schon längere Zeit dort unten gelegen hatten, sah man ihnen an. Total verschlammt, doch sonst beinahe wie neu. Nach ein paar Stunden schruppen war ich stolzer Besitzer eines Profikorbes, inklusive 150 Metern Leine, Markierungsboje, Fahnenstange und Fahne. Der Wert dieses Fanges war ca. 250 Dollar, doch viel wichtiger war, wir konnten nun selber auf Prawnsfang gehen.




Port Neville

Dies tönt nach einem kleinen Städtchen, oder mindestens einem Dorf. Weit gefehlt. Es war nie eine richtige Siedlung, sondern einfach nur die Poststation der gesamten Region. Hier gab es auch den einzigen grösseren Einkaufsladen, welcher immer der Familie Hansen gehörte.

Port Neville, Postoffice
Port Neville, im Hafen. Riverotter auf Besuch.

Das renovierte Haus der ersten Siedler.

Hier fanden wir noch viele Überreste ...

... der ersten weissen Bewohner.

Die kanadische Regierung stellt ein grosses Freedock zur Verfügung, welches rege benutzt wird.
Heute lebt hier von der Hansen Familie nur noch eine einzige Tochter, die allen Dockanlegern einen historischen Überblick über diese Region gibt. Lorna unterhält alleine das hübsch renovierte alte Gebäude, welches heute in ein einfaches Museum umgewandelt worden ist.
Sie betreibt immer noch die Poststation, die vor über 100 Jahren, für die ersten Siedler eingerichtet worden war. Heute kommt allerdings kaum noch jemand, ausser eben uns Yachties, bei ihr vorbei. Sie lebt alleine mit ihren Tieren, einem Hund, der vor Bären warnen sollte und den Hühnern.
Port Neville war unser letzter Halt, bevor es wiederum durch die Rapids ging. Dieses Mal war unsere Anspannung nicht mehr so gross, war es nun doch nicht mehr das grosse Ungewisse.